Babys im Ring
[01.09.2000 • Text, Fotos: H. Frie]

Irgendwann gegen Ende des Sommers kommt ein großer Tag für all die kugelrunden Mutterstuten und vor allem für deren lebendigen Nachwuchs im lockigen Babyfell: Landauf, landab ist die Zeit der Fohlen-FEIF´s gekommen - Erntezeit für die Züchter!?

"Taktklar" hat sich zwei Fohlenschauen im Münsterland herausgepickt und Antworten auf die Frage gesucht: Wo geht´s hin in der Islandpferdezucht?


Viel Farbe auf dem Gestüt Brock


Über mangelnde Farbe in der deutschen Zucht konnte sich auf der Baby-FEIF am Freitag, dem 25. August 2000, auf dem Gestüt Brock von Anne Trappe in Havixbeck niemand beschweren, bot sich doch dem interessierten Betrachter eine ungewöhnliche Farbpalette von Schecken über Falben bis hin zu windfarbenem Pferdenachwuchs.


Eine ganze Schar von Fohlen mit der auffälligen und beliebten Windfarbe brachte die Züchterin Sabine Lass aus Everswinkel mit. Sechs der insgesamt sieben Pferdekinder von Litur vom Waldhof (V: Hlöðvir frá Hindisvík / M: Vinda frá Dufthak.), dem Hengst ihres Gestütes Fassenhof, erbten das schön gefärbte Fellkleid des Vaters. Das beste Fohlen dieses Hengstes ist jedoch ein Graufalbe: Mori vom Fassenhof (M: Mosa v. Sennestö. / MV: Funi f. Kolkuós) erreichte durch seinen guten Gang (8.0) eine Endnote von 7.92. Sehr harmonisch im Gebäude zeigte sich der Litur-Sohn Spipur vom Fassenhof (M: Agla vom Brock / MV: Neisti) und bekam von Richterin Barbara Frische eine runde 8.0 für das Exterieur.


Großrahmig, hübsch und mit viel Gang präsentierten sich mehrere Kinder des Hengstes Fönix vom Klosterbach (V: Kolskeggur frá Ásmundarstöðum / M: Hrefna von Rutenmühle), der letztes Jahr auf dem Gestüt Brock deckte. Von ihm kommt auch das Siegerfohlen dieser FEIF: Assa vom Brock (M: Afram vom Brock / MV: Valur vom Brock) erzielte eine Endnote von 8.05. Als kleiner Kraftprotz fiel die Fönix-Tochter Freya (Endnote: 7.96) aus der Zucht von Lillmor Strumannn auf. Die braune, hellwache Stute erinnerte (nicht nur) Barbara Frische mit viel Energie und dem guten Antritt an ihren Großvater mütterlicherseits: Fylkir frá Akureyri.



Ein Raunen ging beim Anblick des kleinen Rappschecken Randi vom Sandhof (M: Herta / MV: Jarpur) durch das Publikum. Der Sohn des (noch) eher unbekannten Hengstes Ivan überzeugte durch sehr gute Aufrichtung und schicke Haltung, was zu einer 8.0 für das Exterieur führte.

Insgesamt waren es 23 Fohlen, die sich dem kritischen Auge der Materialrichterin stellten, wovon lediglich zwei Pferdekinder den Elitebereich erreichten; vier Isi-Kinder lagen zwischen 7.9 und 8.0. Dies führte bei einigen Züchtern zu Unmut: Hatte man sich doch mehr vom Nachwuchs erhofft. Aber Barbara Frische machte immer wieder deutlich, dass die Noten nicht das entschiedene Kriterium sein sollen (dürfen). Viel wichtiger sei der Richterspruch, hob sie hervor und brachte gleichzeitig eine neue Idee für Fohlen-FEIF´s ins Spiel: Warum nicht auf die Noten verzichten und den Züchtern lieber eine schriftlich fixierte Zusammenfassung wie dem Richterspruch an die Hand geben?

Wie immer war der Rahmen dieser Veranstaltung sehr aufwendig gestaltet: Sehr preiswert konnte man sich am Getränkestand mit Suppe, belegten Broten und Getränken versorgen, Sitzbänke luden zum Verweilen ein und das Sand-Viereck wurde von den fleißigen Helfern zwischendurch peinlich genau von jedem Pferdappel befreit. So ließ es sich am Zaun der Bahn gut mit den Züchterkollegen fachsimpeln...


Hohes Niveau auf dem Lindenhof

Einen Tag, später (Samstag, 26. August 2000) hieß es auf dem Lindenhof der Familie Trappe in Altenberge abermals: Babys im Ring.

Von insgesamt 14 Pferdekindern kamen hier fünf Fohlen über 8.0 und die Hälfte lag bei einer Endbeurteilung von über 7.9. Da die sechs Pferdekinder mit dem Namen "vom Lindenhof" alle zu dieser Gruppe gehören, war es kein Wunder, dass Hausherr Andreas Trappe gut lachen hatte und mit der Sonne um die Wette strahlte.

Besonders herausragend: Der Tyr vom Rappenhof-Sohn Tjaldari vom Lindenhof (M: Trissa vom Lindenhof), der für das Interieur die Note 8.2 und für das Exterieur und den Gang jeweils eine 8.1 erhielt. Wie weitere Tyr-Sprösslinge überzeugte der kleine Hengst durch eine gut eingesetzte Hinterhand und ein schön angesetztes Genick. Als danach Trausti vom Lindenhof in sehr elastischem Trab durch das geschotterte Viereck schwebte, ließ sich sogar die Richterin von dem Fuchs mit äußerst viel Ausdruck und dem Selbstbewusstsein eines kleinen Stars bezaubern. Der Hengst ist ein Sohn von Háfeti vom Lindenhof und aus der Stute Tvista vom Wendalinushof. Neben der Note 8.3 für das Interieur und der 8.2 für das Exterieur griff sie auch für diesen außergewöhnlichen Trab zu einer 8.0.


Auffällig war also das hohe Noten-Niveau dieser Baby-FEIF und zudem das Vorherrschen von zwei Gestüten: Vier Fohlen kamen vom Hof Steenhaar und sechs vom Lindenhof selbst. Nur vier Pferdekinder kamen von Züchtern, die lediglich ein Mutter-Kind-Paar mit zur Schau brachten.

Viel Zeit bei der Beurteilung jedes einzelnen Fohlens nahm sich auch hier wieder Richterin Barbara Frische. Überdies machte sie ihre Bewertung durch umfangreiche Kommentare und Hinweise einleuchtend und die Besitzer auf die Wirkung von Einflüssen wie Bodenbeschaffenheit oder Durchfall des Jungtieres auf das Noten-Urteil aufmerksam.

Nach der Siegerehrung nahm Andreas Trappe das Mikrofon in die Hand und äußerte sich zu den heftigen Noten-Diskussionen auf den Baby-FEIF´s, welche dazu führten, dass einige Züchter auf eine Vorstellung ihrer Nachzucht verzichteten. Er machte deutlich, dass es sich bei diesen Fohlenprüfungen um ein zweites Urteil neben der persönlichen Betrachtung durch den Pferdezüchter selbst handele. Dabei müsse man überlegen, wie man mit dem Urteil klarkomme und, was man sich davon annehme.


Fazit:

Es ist eigentlich immer dasselbe: Bei jeder Fohlen-FEIF weisen die Richter darauf hin, dass es sich bei dieser Beurteilung nur um eine Momentaufnahme handelt und, dass ein Fohlen mit 7.5 ein bereits gutes Freizeitpferd werden kann.

Und trotzdem: Befindet man/frau sich selbst als stolze Züchterin eines puscheligen Pferdekindes aus der Lieblingsstute vor den gestrengen Augen der Richter und des fachkundigen Publikums, so hofft doch jeder, nicht das 7.5er Fohlen zu haben und schielt auf die runde 8.0.

Dabei dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass nicht jeder Reiter mit einem raumgreifend, fliegenden Trab oder dem spritzig-sprudelnden Temperament mancher 8.0er Isi-Fohlen zurechtkommen wird oder es wirklich wünscht. Vielfach gesucht und gebraucht werden doch hübsche, freundliche und zuverlässige Freizeitpferde mit viel Tölt und weichen Grundgangarten. Vielfach werden genau diese Vierbeiner noch in Island gesucht und schließlich gekauft.

Zudem heißt Zucht eben langfristig zu denken, heißt sorgfältige Auswahl der Eltern, heißt sorgfältiges Studieren und Beobachten von Hengsten und deren Nachkommen - und gerade für den letzten Punkt bietet sich das Anschauen von Fohlen-FEIF´s ja gerade an.

Leider wird ein Umstand von Zuschauern, Richtern und Züchtern immer noch unkommentiert hingenommen: Mutterstuten mit blankgescheuertem Mähnenkamm - vom Sommerekzem gezeichnet. Noch weiß man zu wenig über die Vererbung des Ekzems, kann und will nicht auf jede gute Stute/jeden guten Hengst verzichten, weil diese/r Sommerekzem hat.

Doch eines müsste aus Tierschutzgründen zumindest selbstverständlich sein: Eine sorgsame Pflege und Ernährung sowie Unterstellmöglichkeit auf der Weide für Ekzem-Mutter und Kind, dass hoffentlich vom Sommerekzem verschont bleiben wird...


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