3. Teil: Raus zu Wald und Flur...
[12.07.2000 • Text, Fotos: H. Frie]

Nun heißt es endlich: Raus zu Wald und Flur! Denn, was kann es schöneres geben, als mit dem vierbeinigen Gefährten zusammen die Natur zu erleben und das harmonische Miteinander zu genießen?

Und doch: Auch hier kann der Alltagstrott einbrechen, wird täglich die gleiche Strecke rund um den heimatlichen Stall absolviert, taucht irgendwann die Frage auf, wie es weitergehen soll.

Dabei bieten sich abseits der üblichen Route vielerlei Anregungen zur Abwechslung im Gelände vom Schrittrennen über besondere Ritte bis hin zur Dressurstunde mitten im Grünen, so dass Ausreiten das Vertrauen, die Motivation und das Gleichgewicht von Tier und Mensch fördern kann.

• Ein bisschen Ordnung muss sein...

Damit der Ausritt nicht zum Chaos, zu einer Überforderung und einer Gefahr für die Umwelt wird, müssen hier dringend einige Regeln eingehalten werden.

Dazu gehört:

1. Wie jeder Sportler braucht auch unser Vierbeiner eine gewisse Zeit zum Aufwärmen und abschließendem Regenerieren, was beides am sinnvollsten im Schritt geschieht.

2. Das Reiten auf asphaltierten Böden sollte nicht dauerhaft, sondern nur hin und wieder kurzzeitig, beispielsweise zur Takt-Kontrolle im Tölt, ausgeübt werden; höhere Geschwindigkeiten wie Galopp sind tabu!

3. Geländereiten sollte zudem kein Freibrief für einen "schlabberigen" Sitz sein! Im Gegenteil: Wir müssen das Pferd sinnvoll entlasten, indem wir beim Leichttraben regelmäßig den Fuß wechseln, bei längeren Ritten im Entlastungs- oder leichten Sitz reiten.

4. Bergauf geschieht die Entlastung durch das Vorneigen des Oberkörpers, wobei der Reiter das Gesäß aus dem Sattel nimmt und sein Gewicht vermehrt auf Knie und Steigbügel verlagert. Zur Stabilisierung des Sitzes kann er in Mähne greifen. Bergab reitet man im langsamen Tempo, indem man lotrecht sitzt, während man im schnellen Tempo eher einen entlastenden Sitz vorziehen sollte. Wichtig: Das Pferd nicht die letzte Passage hinunterrennen lassen, was zu bösen Stürzen führen könnte!

5. Rücksicht heißt das Zauberwort beim Ausreiten - Rücksicht auf den Ausbildungsstand der Mitreiter, die Kondition der Pferde, die Flora und Fauna, andere Naturfreunde und Sportler sowie Fahrzeuge aller Art. Selbstverständlich sollte beim Passieren von Spaziergängern durchpariert, ausgewichen und gegrüßt werden. Ebenso muss das Tempo bei der Begegnung mit Fahrzeugen, anderen Reitern und entlang von Wiesen mit Vieh- oder Pferdeherden verringert werden.

6. Zu beachten sind darüber hinaus die Straßenverkehrsordnung und für Reiter verbotene Wege wie sie oft in Naherholungsgebieten vorzufinden sind oder Fuß- und Radwege, die per Pferd ebenfalls nicht begangen werden dürfen. Die gelbe Nummer zur Kennzeichnung von Reitpferden muss am Vierbeiner befestigt sein und zu Ihrer Sicherheit sollte eine sturzsichere Reitkappe nicht nur, aber gerade im Gelände getragen werden.

Lektüre: "Islandpferde Reitlehre" von Andrea-Katharina Rostock und Walter Feldmann.


• Für das tägliche Vergnügen...

Wer aus zeitlichen Gründen oder persönlicher Vorliebe kürzere Ausritte vorzieht, hat schon hier verschiedene Möglichkeiten zur besonderen Ausgestaltung.

So können sie allein, mit einem Reitpartner oder gar einer ganzen Gruppe ins Gelände ziehen - je nach eigenem Gusto und Übungsziel. Nur erfahrene Reiter sollten sich allein auf den Weg machen und dann lieber den Daheimgebliebenen eine Nachricht über die geplante Strecke zukommen lassen. Zudem kann ein Handy mitgeführt werden, was im Notfall unter Umständen sehr hilfreich werden kann. Zu zweit bietet es sich an, nebeneinander zu reiten, Überholen und Zurückbleiben zu üben oder sich gegenseitig Tipps zu geben und zu korrigieren. In einer kleinen Gruppe verhilft ein Schrittrennen zum fleißigen Ausgreifen der Vierbeiner, wobei Rennen in anderen Gangarten aus Sicherheitsgründen natürlich nicht in Wald und Flur gehören. Große Gruppen sind unter Umständen etwas problematisch, da die Pferde sich teilweise nur noch an ihren Artgenossen orientieren und das Reiten unübersichtlich wird.

Variieren sollten Sie in jedem Fall die Strecke: Schauen Sie sich doch mal ihre Umgebung genau an! Irgendwo gibt es sicher Wege, die Sie noch gar nicht kennen und geradezu zur Erprobung einladen. Wenn das nicht der Fall ist, so ändern Sie Ihre übliche Strecke trotzdem immer mal wieder ab - mal rechts rum, mal links in den Weg einbiegen oder die bekannte Galoppstrecke im Schritt zurücklegen. Am Wochenende oder im Urlaub können Sie ja die Landkarten einmal genauer unter die Lupe nehmen und neue Wege erkunden oder das Pferd per Hänger in ein schönes Reitgebiet bringen.

Aufbauend und ergänzend zur Bahnarbeit kann auch die Dressurstunde in Wald und Flur abgehalten werden: Lassen Sie den Pferdesportler entlang einer Hecke Schenkelweichen, schlängeln Sie sich in Schlangenlinien um Baumreihen hindurch (falls erlaubt) oder halten Sie punktgenau an einem Baum an.

Für das Gangreiten ist das Gelände oftmals sogar ein viel besserer Übungsort als jede Bahn, denn auf festen, ebenen und geraden Feld- und Waldwegen ist für den Vierbeiner leicht tölten und der Rennpaßer empfindet mehr Freude am rasanten Lauf.

Ebenso können Trail-Fans die Fähigkeiten ihres Pferdes unter realen Bedingungen erproben; Baumstämme überwinden, Flüsse durchqueren oder an ungewöhnlichen Gegenständen vorbeireiten.

Der Reitunterricht kann ebenfalls in der freien Natur stattfinden, sei es spezielles Geländetraining, Auflockerung oder Gangreiten.

Lektüre: "Sicher Geländereiten" von Renate Ettl, "Gymnastik für Geländepferde" von Sabine Küpper, "Islandpferde Reitlehre" (s.o.).

Kontakt (spezielles Training für das Geländereiten): FS Reit-Zentrum, Frankenstraße 37, 48734 Reken, Tel.: 02864/2434, Fax 5860, E-Mail: fs.reitzentrum@t-online.de, Internet: http://www.fs-reitzentrum.de


• On tour...

Die Langstrecken-Freunde genießen dagegen längere Strecken und gehen gerne auf ausgedehnte Touren.

Wie wäre es beispielsweise mit einem Tagesritt, allein zu zweit oder wie auch immer können Sie ein interessantes Reitgelände erkunden, zu einem urgemütlichen Landgasthof aufbrechen oder Reiterfreunde besuchen.

Auch ein ganzes Wochenende lässt sich zu einem kleinen Wanderritt ausdehnen oder man fährt mit dem Hänger in ein reizvolles Gebiet, wo kleinere Touren durchgeführt werden.

Richtig interessant wird es auf einem Wanderritt über mehrere Tage oder sogar Wochen, der mit Gepäck am Pferd oder komfortabler mit Versorgungs-Fahrzeug durch die Lande führt. Hier gibt es ständig Neues zu entdecken und zu erleben, was Reiter und Pferd zu einer Einheit verschmelzen lässt.

Zur Vorbereitung ist selbstverständlich ein Konditionstraining für Tier und Mensch erforderlich, dass auch ohne geplanten Wanderritt zum Auftakt der Saison für alle Vierbeiner sinnvoll ist, um in Schwung zu kommen. Reiten Sie zum Beispiel eine Woche lang täglich zwei Stunden im flotten, raumgreifenden Schritt, damit Sie beide eine gute Grundkondition erhalten!

Lektüre: "Pferde richtig trainieren. Durch richtiges Training die Leistungsfähigkeit verbessern." Von Christine Heipertz-Hengst, "Handbuch Wanderreiten. Im Rhythmus der Pferde" von Robert Claus und Sabine Schmitt, "Wegweiser für Wanderreiter" von Christine Lange.

Kontakt: Höfe und Ritte siehe im bei Taktklar unter "Branchenbuch", "Termine" und auch im "Diskussionsforum".

• Noch mehr Abwechslung...

Was gibt ´s denn sonst noch? - mag sich der eingefleischte Geländereiter nun fragen.

Der besondere Ritt: Wie wäre es mit einem ganz speziellen Ritt, einem Ritt ganz früh morgens im Sommer, wenn die Stechfliegen sich noch verkrochen haben, in der Abenddämmerung, durch dichtes Herbstlaub oder den knirschenden Schnee? - Sicher lässt sich in jeder Jahreszeit ein reizvolles Unternehmen finden. Schwimmen oder zumindest Planschen mit vierbeiniger Gesellschaft steht im Sommer hoch im Kurs - nur ein zur Verfügung gestelltes Gewässer muss sich finden lassen. Oder brechen Sie sonntags mit der Familie oder Freunden zu einem gemütlichen Picknick-Ritt ins Grüne auf, bei denen auch Nichtreiter mit dem Fahrrad mitkommen können. Planen Sie ihren individuellen "besonderen Ritt!".

Viel Vergnügen!
- Der ambitionierte Geländefan hat die Chance sein Können in Turnierprüfungen wie der "Geländeprüfung" auf Islandturnieren (Anforderungen siehe IPO) unter Beweis zu stellen oder bei einer Geländerallye, einem Orientierungsritt und ähnlichem zum lustigen Wetteifern aufzubrechen. Veranstalten Sie doch selbst einen Ritt mit interessanten Aufgaben, Fragebögen und netten Spielchen - vielleicht in Form eines Oster-Rittes.

Gleich zwei auf einen Streich: Beim Handpferdereiten können gleich zwei Pferde trainiert werden. Das erfahrene Reitpferd zeigt dem vierbeinigen Schüler die Umwelt; beide haben mehr Freude am Laufen. Rüsten Sie das Handpferde am Besten mit Halfter und Führkette oder mit der Reitzäumung aus und üben Sie zuvor mit einem erfahrenen Handpferdereiter wie einem Reitlehrer und in einem umzäunten Areal. Dann kann es losgehen, zu einem schönen Erlebnis mit gleich zwei Pferden.

Lektüre: "Reiterrallyes, Reiterspiele. Vorbereitung auf Allround-Wettbewerbe, Spiel und Spaß" von Marlit und Karl Hoffmann, "Islandpferde Prüfungsordnung" (IPO) erhältlich beim IPZV.

Hoffentlich sind Sie nun von der üblichen Route etwas abgekommen, haben neue Erfahrungen gesammelt und viel Spaß mit Ihrem Pferd gehabt. Vielleicht kennen Sie weitere schöne Ideen und Anregungen für mehr Abwechslung oder möchten uns Ihre Erfahrungen und Meinungen mitteilen. Schreiben Sie uns doch einfach eine E-Mail oder einen Brief oder schicken ein schönes Bild - dann können Sie sich in der nächsten Folge bewundern, wenn es heißt: "Ihre Meinungen und Ideen sind gefragt!".



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