Mit 5 Gängen in der klassich-iberischen Dessur
[22.04.2000 • Text: M. Morbach]

 

Es ist schon ein merkwürdiges Schauspiel, das sich alle drei Wochen auf dem Hof Vertherland der Fam. Uekötter in Telgte abspielt: Firsche Reiter mit frischen Pferde, oft Isländer, gehen in die Reithalle und kommen nach ca. 30 Min. schweißgebadet wieder hinaus. Der Grund? Sie haben eine Reitstunde in der klassich-iberischen Reitweise bei Claus Meinérs-Pilz aus Coesfeld hinter sich.

Vor 1½ Jahren entschloß ich mich nach langem Zögern eine Reitstunde bei diesem braun gebrannten, ziemlich lockeren und doch hoch konzentrierten Reitlehrer zu nehmen, der es versteht, seine Schüler durch eine Mischung aus spanischen, deutschen und englischen Sprüchen zu motivieren.

Meine Skepsis in Punkto Dessur war, nach meinem damaligen Verständnis von Dressur, nicht ganz unberechtigt. Mein Pferd, 5-Gänger, viel Tölt, sehr viel guten Rennpass und sehr sehr viel schlechtem Galopp, dazu noch hektisch und übersensibel im Wesen, in Dressurlektionen?

Ich glaube, daß auch Herr Meinérs-Pilz mindestens einmal geschluckt haben muß, als er uns (1,80m : 1,36m) zum ersten mal gesehen hat, aber gerade solche "Fälle" scheinen bei ihm einen besonderen Ehrgeiz auszulösen. Nach kleinen, anfänglichen Schwierigkeiten mit der Mentalität eines 5-Gängers, beschlossen wir uns erstmal darum zu kümmern, daß mein "Isi" in allen Lebenslagen am Zügel geht. Sein Rücken wird so durch das Aufwölben der Rückenmuskulatur bei Nachgeben gestärkt und bemuskelt, dadurch geschützt, welches nach der Meinung von Herrn Meinérs-Pilz nicht im Tölt geschieht, da sich der Rücken durch die Aufrichtung nicht aufwölben kann. Na toll - jetzt jabe ich schon mal ein Gangpferd und kann es nicht ohne schlechtes Gewissen tölten oder Rennpassreiten. Die Schritt- und Trabdressurarbeit muß jedes Tölten also heute kompensieren. Wir haben uns als erstes den Seitengängen im Schritt genähert. Durch vorsichtiges "Schulter-vorreiten" kamen wir zum Schulter-herein, darüber zum Travers und Traversale, später zum Kruppe-herein und Renvers.

Pferd und Reiter begann die Arbeit bei steigendem Muskelaufbau immer mehr Spaß zu machen. Heute sind wir soweit, alle Seitengänge im Schritt auszuführen, ohne das mein Pferd auch nur etwas auf die Hand kommt. Unser nächstes Ziel, die Seitengänge im Trab hinzubekommen, ist noch nicht erreicht und wird auch wohl noch etwas auf sich warten lassen, da sich mein Isi gerne im Tölt entzieht, wenn er z.B. Trabschulter-herein gehen soll. Aber auch hier hat sich sein Nervenkostüm so weit gefestigt, daß ich nach dem Durchparrieren erneut mit der Trabarbeit beginnen kann, woran früher nicht zu denken war.

Fazit:
In den 1½ Jahren hat mein Pferd durch die vermehrte Lastenaufnahme der Hinterhand eine sehr schöne Rücken- und Kruppenmuskulatur bekommen, auch die Halsmuskulatur hat sich gut ausgebildet. Er kann so gesetzter und auch leicht "am Zügel" tölten. Durch den aktiven Gebrauch der Schenkel in den Seitengängen hat er gelernt, sich besser treiben zu lassen, was uns u.a. auch im Rennpass zu gute kommt. Gelegentliche Exkurse auf den voll ausgebildeten Andalusiern von Herrn Meinérs-Pilz und die Erfolge, die ich mit meinem Pferd schon erzielt habe, geben mir Anlass, mich und meinen Isi in dieses Reitweise weiter fortzubilden.

 


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