Hintergrund

taktklar


  • Ofsi & Co
    [14.12.2006 • Autor: Klaus Rath]


    Drei Oldies.

    Dies ist in Kurzform die Geschichte von Ofsi’s Horde, geliebt und gefürchtet als die Chaoten von der Streuobstwiese. Und Ofsi’s Horde, das sind Hvinur, Skotti, Sörli, Haukur und natürlich ich, Ofsi, der Oberchaot. Gefunden haben wir uns so in  den Jahren 1978 folgende. Und das ist so geblieben bis 2003 Hvinur als erster über die Regenbogenbrücke ging und alle anderen ihm in den folgenden drei Jahren nach und nach folgten. Hvinur wurde 30, Skotti 28, Sörli 29, Haukur 31 und ich schaffte es sogar auf 33 Jahre, ohne allerdings dabei der letzte der Horde zu werden, denn ich war als erstes Isi zu Ofsi’s Horde gestoßen, womit jetzt auch die Namensgebung klar zu sein scheint. In Wirklichkeit kommt Ofsi’s Horde natürlich davon, dass ich 28 Jahre lang unangefochten das Zepter in der Hand gehalten habe, auch dann noch, als später die Youngsters zu uns gekommen waren, die in dieser Geschichte aber außen vor bleiben. Und so schaffte es Haukur, der als letzter zu uns gestoßen war, mit seinen 31 Jahren auch der letzte zu werden, der über die Regenbogenbrücke ging.

    Ofsi.

    Aber jetzt habe ich den Menschen von hinten her aufgezäumt. Fangen wir mal besser von vorne an. Mich haben wie schon gesagt meine Menschen 1978 bei einem kleinen Privatzüchter aufgegabelt, Hvinur wurde kurz darauf gleich bei Ankunft eines Importes aus Island aufgesammelt, wenig später Skotti gleich bei der Ankunft eines Transports einer ganzen aufgekauften Familie bestehend aus Großmutter, Mutter und zwei Söhnen ergattert, Sörli ein halbes Jahr danach aus einer Verkaufskommission erlöst und Haukur mehr oder weniger direkt aus einem Springkurs heraus ersteigert. Spätestens mit Haukur war das Maß voll für eine Einstellung in einem großen Isi-Gestüt und wir machten uns selbständig, indem wir Gelände, Scheune und Hütten bei einem Landwirt pachteten, der zugleich Isi-Freund und –züchter war.

    Haukur.
    Und wir erlebten zusammen mit unseren Menschen eine tolle und lange Zeit, sage und schreibe 28 Jahre, fast drei Jahrzehnte, in denen wir gemeinsam viele Abenteuer meisterten und zu einer eingeschworenen Gemeinschaft einschließlich dieser dürren Zweibeiner zusammenwuchsen, in der erstaunliche Eintracht und reibungsloses Miteinander herrschte, insbesondere dann, wenn alle genau das taten, was ich sagte. Unsere Menschen machten natürlich Fehler, die wir ihnen nachsichtig verziehen haben, aber sie lernten auch viel von uns. Sie lernten, wie wir in unserer Pferdewelt dachten, wie wir miteinander kommunizierten, wie wir uns wohl fühlten, wie wir miteinander umgingen. Sie lernten unsere Bedürfnisse zu erkennen, unsere Gefühle zu verstehen, unsere Stimmungen zu tolerieren. Sie lernten, das Gras wachsen zu hören, den Wind zu verstehen, die Bäume mit anderen Augen zu sehen. Und ihr ganzes Leben begann sich zu verändern, uns gegenüber und auch ihrer restlichen Umwelt gegenüber. Und so flog ihr Leben so leicht dahin, wie ihr Ritt auf unserem Rücken. Wir waren sozusagen der Filter, an dem all das Ungemach des Alltags hängen blieb, so dass es ohne Auswirkungen blieb. Vogelflug der Seele nannten sie das poetisch.  

    Hvinur.
    Diese Leichtigkeit hielt lange an, aber mit den Jahren kam auch das eine und andere Problem dazu, das Krankheit und Alter so mit sich brachte. Hvinur bekam derart Arthrose in Form von Spat, dass die Medizinmänner das Handtuch warfen. Nur nicht unsere Menschen, die anfangs mit Arumalon, später mit Methylsulphonylmethan kurz MSM und noch später mit Ingwer Hvinur noch viele Jahre Ausritte und danach, als das nicht mehr ging, zumindest ein schmerzfreies und erfülltes Leben ermöglichten. Skotti rettete bei einem Darmverschluss die OP zwar sein Leben, aber er fing sich bei derselben Eitererreger in der Weise ein, dass der Eiter mehr oder weniger aus allen Löchern am ganzen Körper verteilt floss und die OP-Naht am Bauch auch nicht hielt. Auch da geben unsere Menschen nicht auf und nach zwei Jahren, hatten sie wieder einen munteren und übermütigen Skotti vor sich. Sörli’s und Haukur’s erste ernsthafte Krankheit war quasi ihr Tod. Die beiden waren unverwüstlich und wurden fast bis zuletzt geritten. Ich bekam Ärger mit den Griffelbeinen und mit dem Equinen Sarkoid. Im ersten Fall verhalf mir eine Griffelbeinresektion, im zweiten Fall eine zweifache OP und eine Autovakzine aus meinen Tumoren erzeugt nochmals zu etlichen Jahren unbeschwerter Aktivität, bis ich mit Hvinur zusammen doch so was wie endgültige Freizeitpferde wurde.

    Skotti und Sörli.

    Und mit dem Alter kamen dann unaufhaltsamen die weißen Haare – insbesondere bei mir, da meine Mutter eine Schimmelstute gewesen war -, dafür verschwanden die Zähne. Das Heu im Winter wurde durch eingeweichte Grascobs, Kleiebrei und eingeweichte Zuckerrübenschnitzel ersetzt. Zusätzliche Kraft gaben uns spezielle Müslisorten für Senioren ohne harte Pellets und Gaben von Öl. Und insbesondere im Sommer wurden alle unsere Weiden für uns geöffnet, 24 Stunden am Tag und keine Portionenzäune mehr. So bekamen wir mit unseren letzten Stummeln – der Pferdezahnarzt schaute uns immer mit einer eigenartigen Mischung von Sprachlosigkeit und Baffheit ins Maul - gerade noch genügend Gras gerupft und hatten in der letzten Zeit, wo wir nicht mehr geritten werden konnten, noch eine Menge Bewegung auf dem großen Gelände. Nicht einer von uns sah je klapprig und alt aus. Wenn irgendwelche Besucher unsere Menschen nach unserem Alter fragten, dann fragten unsere Menschen diese meist zurück, wie alt sie uns denn hielten, und da lagen die Antworten immer völlig daneben und die Leute wollten kaum unser Alter glauben, wenn sie es erfuhren. Und wenn sie es dann glaubten, dann kam immer so was rüber, wie die bekämen jetzt wohl ihr Gnadenbrot. Da sahen unsere Menschen rot, denn für sie war das keine Gnade sondern einfach eine  Selbstverständlichkeit, die wir uns in all den Jahren, mit dem, was wir da eingebracht hatten, mehr als verdient hatten.

    Die Herde.

    Das ist quasi in aller Kürze so unsere Geschichte. Wenn ihre gerne die Langform lesen möchtet, dann besucht uns doch einfach unter www.ofsi-online.de im Internet.