Teil 2, Grundlagen: Fitness für Körper und Geist |
[08.12.2018 • Autor: Taktklar Redaktion] |
1. Reine Nervensache – Die Psyche von Reiter und Pferd Heute bekommen Sie jede Menge Tipps von Maike Morbach. Zunächst geht es darum, wie Sie Stress vermeiden und Spaß und Ausgeglichenheit beim täglichen Training fördern können. Tipps für den Reiter: - Viel Spaß: Quälen Sie sich und Ihr Pferd nicht mit Dressuraufgaben in der Halle, wenn beide keine Lust haben – der Spaß ist das Wichtigste! - Alternative: Üben Sie einfach im Gelände und Pferd und Reiter haben mehr Spaß. - Kein Stress: Nicht nach einem stressigen Arbeitstag „mal eben schnell noch“ mit dem Pferd arbeiten wollen. Das Pferd merkt die Anspannung und folglich können die Übungen weder gut noch gelöst durchgeführt werden. Letztlich bedeutet dies Frust für den Reiter und Stress für das Pferd. - Alternative: Üben Sie Selbstbeherrschung! Nehmen Sie sich die Zeit für Ihr Pferd oder machen Sie bei Zeitmangel ein kurzes Programm: longieren Sie doch Ihr Pferd oder lassen Sie es freispringen...
- Konzentration: Besonders junge, angerittene Pferde haben eine begrenzte Konzentrationsfähigkeit. Arbeiten Sie kurz, effektiv, wiederholend an einer Übung, damit das Pferd diese Übung versteht. - Lernstrategie: Verlangen Sie nicht zu schnell zu viel von Ihrem Pferd, um den Spaß zu erhalten. Fangen Sie immer mit einer für das Pferd einfachen Übung an z.B. Traben, Zirkel, Schenkelweichen (je nach Ausbildungsstand) und beenden Sie Ihr Training auch mit einer einfachen Lektion. Dies beinhaltet einen positiven Anfang und ein positives Ende für das Pferd. - Vorsicht: Bedenken Sie, dass Ihr Pferd an Tagen mit veränderter Wetterlage (Wind, Gewitter, Hitze...) anders als gewohnt reagieren könnte. Häufig reagieren junge Pferde und Boxenpferde stärker. Generell gilt: Je ausgeglichener Pferd und Reiter sind, desto besser sind die Voraussetzungen für ein gutes Training. Um eine Über- oder Unterforderung des Pferdes zu vermeiden, zur Kontrolle und Überschaubarkeit des Trainings kann ein Trainingstagebuch hilfreich sein. So können im Nachhinein eventuelle Parallelen zwischen Situation und Reaktion geschlossen werden. 2. Reine Trainingssache – Die Kondition von Mensch und Pferd Eine wichtige Grundlage des Trainings ist die Kondition. Eine gewisse Grundkondition sollte auch beim Menschen vorhanden sein. Sie kann beispielsweise durch zweimal Joggen/Walken pro Woche aufgebaut werden. Weiterhin sollten vor allen Dingen Reiter, die viel reiten, folgende Muskeln stärken: 1. Schultergürtelmuskulatur 2. Rückenmuskulatur 3. Hüftmuskulatur 4. Oberschenkelmuskulatur 5. Unterschenkelmuskulatur Spezielle Übungen für Ihren Körper erfahren Sie bei einem Krankengymnasten/Physiotherapeuten. Um Ihr Körpergefühl beim Reiten optimal zu fördern, finden Sie hier einige Trainingsideen: - Eine gute Übung, um Gleichgewicht und Koordination auf dem Pferd zu schulen, ist das Reiten ohne Sattel. Oder lassen Sie sich auf Ihrem Pferd ohne Sattel, evtl. mit Voltigurt, longieren. Dies ist nicht nur für Anfänger sinnvoll! - Sitzen Sie locker auf dem Pferd und lösen Sie zuerst alle Gelenke mit großen, kreisenden Bewegungen. Lösen Sie vor allen Dingen die Gelenke, die bei Ihnen zu Verspannungen neigen. - Nach der Lösungsphase konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung. Atmen Sie ruhig und gleichmäßig, konzentrieren Sie sich auf Ihren Körper, Ihren Schwerpunkt und versuchen Sie, Ihre Schiefen im Körper zu fühlen. Diese können nur korrigiert werden, wenn Sie sie auch spüren! - Schließen Sie kurzfristig die Augen, üben Sie die Balance zu halten in den drei Grundgangarten. Schulen Sie die Balance in der Pferdebewegung mit nach vorne ausgestreckten Armen, Handflächen nach oben. Wechseln Sie die Position ihrer Arme, strecken Sie sie in die Höhe, strecken Sie sie zur Seite raus (Arme auf Schulterhöhe, Handflächen nach oben). Halten Sie diese Position kurze Zeit in den drei Grundgangarten, ohne ihren ausbalancierten Sitz aufzugeben.
- Boxenpferde brauchen natürlich länger und mehr Bewegung, um Muskulatur aufzubauen, als Pferde im Laufstall. - Mindestens viermal die Woche lockeres Freilaufen (Trab und Galopp), alleine oder zu mehreren Pferden, bringt den Vierbeiner nach einer Pause wieder auf „Trab“. - Traben über Stangen bringt zusätzlich mehr Balance, vor allen Dingen bei Pferden mit Trabproblemen. - Freispringen fördert die Hinterhandmuskulatur, die Koordination in der Bewegung und macht vielen Pferden Spaß. Unterschätzen Sie aber nicht die vom Pferd aufzuwendende Kraft beim Freispringen, vor allem, wenn die Sprünge höher werden. Arbeiten Sie Ihren Liebling nicht sauer, ansonsten wird er nur noch ungern springen. - Mit korrektem Longieren mit Doppellonge, Longiergeschirr, Ausbindern können Sie schon gezielt Muskeln trainieren. Häufig fällt es vor allem unbemuskelten Pferden leichter, den Rücken aufzuwölben, wenn sie keinen Reiter tragen. Wenn Sie mit Ausbindern arbeiten, lassen Sie das Pferd sich ohne Ausbinder einlaufen. Tendenziell gilt: lieber die Ausbinder zu lang als zu kurz. Vorsicht: Vergessen Sie nie die Hinterhand ihres Pferdes nachzutreiben, wenn Sie mit Ausbindern oder Doppellonge
- Wichtig ist, dass Ihr Training abwechselungsreich ist, um Langeweile vorzubeugen. So, nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Üben! Nächste Woche schwingen wir uns dann endlich in den Sattel und legen dort die Grundlagen für ein erfolgreiches Training. Achtung: Unsere Tipps sind zwar sorgfältig erwogen und aus dem eigenen Erfahrungsschatz, dennoch übernehmen wir keine Garantie für deren Richtigkeit und auch hier gilt: Im Zweifel immer fachkundige Hilfe einholen! |