Teil 3, Grundlagen: Schritt für Schritt – Die Basis unter dem Sattel |
[08.12.2018 • Autor: Taktklar Redaktion] |
Heute geht es mit Maike Morbachs Tipps zur Basisarbeit in den Sattel. Sowohl für ein Turnierpferd, Freizeitpferd oder Jungpferd gelten die gleichen Grundlagen: - Reagiert mein Pferd auf Schenkeldruck bzw. auf die vorwärtstreibenden Hilfen und geht willig vorwärts, ohne zu rasen? - Reagiert mein Pferd auf halbe oder ganzen Paraden, bis zum Stand? - Kann ich mein Pferd in jeder Gangart und in jedem Tempo, auch geschmeidig in Kurven, eine bestimmte Zeitstrecke hinweg, gleichmäßig reiten, ohne grob am Zügel ziehen zu müssen oder die Gangart zu wechseln? Jedes gute Reitpferd, egal, ob Freizeit- oder Turnierpferd, sollte dies beherrschen. Treten Probleme auf, sollte zuerst an der Basis gearbeitet werden, da sich diese Probleme häufig in den höheren Gangarten fortpflanzen. Diese Basisarbeit kann abgestimmt auf Charakter des Pferdes und Reitmöglichkeit, überall erfolgen. Hier kommen interessante Trainingsideen: - Faule Pferde können durch kurze, flotte, abwechslungsreiche (bzgl. Tempo, Richtung, Gänge) Ritte „aufgeweckt“ werden. Der „Vorwärtsgedanke“ im Pferd ist die Grundlage jeglichen Reitens. „Vorwärtsdenken“ darf nicht mit „vorwärtsrennen“ verwechselt werden. Ein vorwärtsdenkendes Pferd geht vorwärts, wenn man es ihm erlaubt, behält aber auch im langsamen Laufen die aktiv untertretende Hinterhand und fällt in den Übergängen nicht auseinander. - Extra-Tipp: Faule Pferde können auch durch einen aktiven Reitersitz beeinflusst werden. Wer auf einem faulen Pferd locker, ohne Spannung sitzt, strahlt auch diese Losgelassenheit auf sein Pferd aus. Besinnen Sie sich zurück auf Ihre erste Reitstunde, so locker saßen Sie bestimmt nicht! Damals beeinflusste Sie (hoffentlich) die Ruhe vom Schulpferd positiv, Ihr Sitz entkrampfte sich nach einiger Zeit, die Angst verging. Nun sind Sie an der Reihe. Richten Sie sich auf, motivieren Sie sich selbst, seien Sie konsequent und voller Energie. Auch Ihr Pferd wird dies spüren! - Hat das Pferd den „Vorwärtsgedanken“, ist es motiviert, kann nach der Lösungsphase im Schritt mit unterschiedlichen Schritt-Tempi begonnen werden. Diese Übergänge sollen fließend verlaufen, ohne dass das Pferd Takt oder Tempo verliert. Wichtig ist der lockere Reitersitz, eine stetige, weich-federnde Verbindung zum Pferdemaul (lockere Gelenke im Schultergürtelbereich des Reiters). - Nehmen Sie sich am Anfang z.B. eine lange Seite Zeit, um vom richtig schnellen Schritt (obere Grenze) zum sehr langsamen Schritt (Schritt für Schritt) zu kommen. Konsequentes Reiten ist wichtig, aber ohne dem Pferd im Maul zu zerren! - Bauen Sie in Ihre unterschiedlichen Schritt-Tempis große und kleine Wendungen ein: Reiten Sie flotten Schritt auf großen Wendungen, sehr langsamen Schritt in kleinen Wendungen, im Schulterherein oder Travers. - Extra-Tipp: Probleme mit der Kopf-Hals-Haltung des Pferdes in einer Biegung? Benutzen Sie vorsichtig ihre innere Hand als Joystick und führen Sie sie leicht über den Widerrist zur Seite und zurück. Sie erreichen so eine vermehrte Kopf-Hals-Biegung. Wichtig: Führen Sie die Hand wieder in ihre Ausgangsposition zurück! Zwingen Sie das Pferde nicht!
- Wichtig ist, dass der Reiter gut auf dem Gesäß sitzt. Kippt er nach vorne, kippen auch Pferdekopf und –hals nach unten, die Hinterhand geht verloren. - Versucht der Reiter mit Zwang, sein Pferd langsamer zu machen, es in eine bestimmte Biegung zu pressen, wird das Pferd entweder mit dem Unterhals gegen den Zügel drücken oder sich einrollen. In beiden Fällen verliert es die Hinterhand und gerät leicht unter Stress. Ein sehr wichtiger Punkt der Skala der Ausbildung geht verloren: die Losgelassenheit (Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung, Versammlung). - Bekommt Ihr Pferd Stress, verlangen Sie weniger von ihm, beruhigen Sie es durch wiederholende Übungen, die es gut beherrscht und die Ihnen einen Grund geben, es zu loben. - Extra-Tipp: Je stressiger ein Pferd wird, desto ruhiger müssen Sie werden. Eine neue Übung, Gleichgewichtsprobleme, Hektik, LKWs, Autos, Hunde, Wind etc.: Beruhigen Sie Ihr Pferd mit einem lockeren, spannungslosen Sitz. Lassen Sie Ihre Hüfte locker mitschwingen, fallen Sie nicht vor die Senkrechte (!), Oberschenkel/Po bleiben locker, die Hand federt weiter locker mit, die Schultern bleiben locker. Atmen Sie gleichmäßig und ruhig, oder sprechen Sie mit Ihrem Pferd, so geht Ihre Atmung nicht verloren. Auch wenn es schwer fällt, in gewissen Situationen die Ruhe zu behalten, Ihr Pferd wird es Ihnen danken. Bedenken Sie bitte, Sie sind der „Herdenführer“ in Ihrer Mini-2er-Herde, wenn Sie keine Ruhe und Führungsqualitäten ausstrahlen, verlässt sich Ihr Pferd in Stresssituationen nur auf seine Instinkte und fragt nicht erst beim „Chef“ nach, ob es Angst haben muss. - Versucht Ihr Pferd Sie aus dem Sattel zu ziehen, indem es den Kopf nach unten reißt, ist es evtl. überfordert oder aber Ihre Einwirkung war zu hart und Ihr Pferd versucht, sich Luft zu verschaffen. - Rennt Ihr Pferd, ohne Stress zu haben, einfach immer gegen den Zügel, hilft es vielleicht, einmal strenger zu sein, damit es die Zügelhilfe besser respektiert. - Stellen Sie sich vor, sie müssten sofort in der ersten Ballettstunde auf der Zehenspitze tanzen. Geben Sie also auch Ihrem Pferd und sich Zeit, die Geschmeidigkeit, Kraft und Disziplin zu lernen. - Natürlich sollten Sie Ihr Pferd auch mal anders reiten, als eben beschrieben. Haben Sie Lust auf einen geruhsamen Ausritt am langen Zügel, einen fetzigen Ritt in der Gruppe, haben Sie evtl. im Moment wenig Zeit zum Reiten: kein Problem! Seien Sie flexibel und reiten Sie nach Lust und Pferdelaune. Auch zehn Minuten dieser Schrittarbeit auf dem täglichen Ausritt bringen auf die Dauer ein rittigeres Pferd.
Achtung: Unsere Tipps sind zwar sorgfältig erwogen und aus dem eigenen Erfahrungsschatz, dennoch übernehmen wir keine Garantie für deren Richtigkeit und auch hier gilt: Im Zweifel immer fachkundige Hilfe einholen! |