Dreieinhalb Stunden Anfahrt waren ja noch in Ordnung... aber das Ganze in schwüler Hitze und ohne Klimaanlage? Uff, das schafft einen dann doch ganz schön! Unser Wohnmobil war ebenfalls ziemlich geschafft, nachdem es unter Ächzen den Sechserhänger im ersten Gang den Berg zum Schurrenhof hinaufgezogen hatte. Heil oben angekommen wurden wir sofort von zwei Helfern eingewiesen und bekamen für Wohnmobil und Anhänger einen guten Platz ohne Schräglage zugeteilt. Eine sehr gute Idee war das Paddockpfand (10 Euro pro Pferd), das man bei der Ankunft zahlen musste und was sicherstellen sollte, dass man die Paddockwiese auch wieder sauber verlässt. Nicht selten sieht man sonst zugemüllte Wiesen.
Nachdem wir dann die Paddocks gebaut hatten und die Pferde versorgt waren, wurden wir vom ersten und heftigsten Gewitter überrascht. In einiger Entfernung konnte ich bereits eine kleine Windhose beobachten, die die Pferde am Rande der Paddockwiese aufschreckte. Kurz darauf fing es auch schon an zu regnen und zu stürmen, so dass die Menschen in die Wohnwagen und Zelte flüchteten. Der Regen wurde nach kurzer Zeit zu Hagel und die Hagelkörner hatten unglaubliche Dimensionen. Viele waren so groß wie Pingpongbälle und versetzen die Pferde in Panik. Wir liefen also in Windeseile durch den Hagelsturm zu unseren Pferden und packten sie wieder in den Hänger. Dort standen wir dann fast 10 Minuten und versuchten sie zu beruhigen. Das Geprassel der Hagelkörner auf dem Dach des Anhängers war ohrenbetäubend und man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen. Da wir es nicht geschafft hatten die Klappe zu schließen, konnten wir sehen (und fühlen), was sich draußen abspielte. Gegenstände, die nicht schwer genug waren, wurden einfach weggeweht. So flogen Eimer, Kanister, Plastikstühle, Zeltplanen und Paddockzelte vorbei. Mehrere Pferde galoppierten frei umher und unser Hänger wackelte trotz des hohen Gewichts bedenklich. Einen solchen Sturm hatte ich noch nie erlebt.
Irgendwann wurden die Hagelkörner kleiner und wir konnten endlich die Hängerklappe schließen. Danach hieß es erstmal umziehen, Haare trocknen und Schäden überprüfen. Wie durch ein Wunder blieben die meisten Autos ohne Dellen, doch bei einigen waren leider Plastikteile wie zum Beispiel Rücklichter zersprungen. Danach kam zum Glück kein so heftiges Gewitter mehr, dafür war das Wetter wechselhaft wie im April. Regen, Sonne und Wind wechselten sich im Stundentakt ab. Gegen Ende des Turniers wurde es dann aber immer trockener und sogar längerfristig sonnig.
Der Service war durchaus lobenswert! An der Meldestelle wurde man zu Beginn mit kostenlosen Getränken (Orangensaft, Sekt oder beides gemischt) versorgt und das Heu wurde morgens und abends von Paddock zu Paddock gefahren. Man musste zu dieser Zeit lediglich anwesend sein, um die Ballen abzukaufen. Ob 4,00 Euro für einen mittelgroßen Ballen Heu zu viel sind, muss jeder selbst entscheiden. Wir fanden es in Ordnung, zumal die netten Überbringer ja auch ständig hin und herfahren mussten, bis alle versorgt waren. An der Ovalbahn machte der Eismann selbst bei Regen ein gutes Geschäft und die Preise im Essenszelt waren nicht überteuert. Duschen konnte man für 80 Cent auf der Campingplatzanlage, die dem Schurrenhof angegliedert ist. Allzu häufig nutzten wir diese Gelegenheit allerdings nicht, da wir oft genug vom Himmel geduscht wurden.
In den Prüfungen sah man viele schöne Bilder, auch wenn sich viele Reiter mit dem Abreiten ein wenig schwer taten und teilweise sogar ganz darauf verzichteten. Die Abreitewiese war zwar groß genug, aber leider vom Regen aufgeweicht und stellenweise sehr tief. Als Alternative blieb da nur das Gelände, in dem man neben Asphaltstraßen und Radwegen vergeblich einen Feldweg suchte. Und direkt am Hof gab es auch noch eine hübsch hergerichtete Reithalle, die aber leider recht weit von der Ovalbahn entfernt war.
In der Töltprüfung 1.1 der Sportklasse B siegte die amtierende Weltmeisterin in der Töltprüfung T2, Silke Feuchthofen, mit dem talentierten jungen Rapphengst "Kvikur vom Örlinger Hof". Den zweiten Platz erritt Stephanie Wagner vom Islandpferdegestüt Oedhof mit ihrem routinierten Wallach "Oedlingur vom Schluensee". Und den dritten Platz belegte Manuela Manz auf "Gná frá Króksstöðum".
In der Fünfgangprüfung 3.1 der Sportklasse A siegte Esther Linke auf der hübschen Stute "Ösp frá Sigmundarstöðum " mit 6.00 Punkten. Zweite wurde Stephanie Wagner mit dem pfeilschnellen Wallach "Thydur von Oed".
Der Mitternachtstölt war wie immer ein besonderes Ereignis! Die Reiter hatten sich und ihre Pferde aufwendig und ideenreich verkleidet und zogen in der von Fackeln gesäumten Ovalbahn unermüdlich ihre Töltrunden. Das Ende bekamen wir leider nicht mehr mit, da wir zitternd vor Kälte in unser Wohnmobil geflüchtet waren.
Vielen Dank an die Veranstalter, den Verein, die Richter und alle Organisatoren!