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Háll frá Melhól - Ein charakterstarkes Goldstück
Vor ca. 10 Jahren wechselte ich von den Großpferden auf Isländer. Ich hatte schon immer einen Faible für temperamentvolle Pferde und wollte dies auch weiterbehalten. Also ging es los mit der Pferdesuche. Es musste auf jeden Fall ein Fünfgänger sein. Ich hatte das Glück, bei Biggi Gunnarsson und Daniel Berres Reitstunden zu erhalten. Dort hatte ich dann auch mehrere Pferde ausprobiert. Eines Tages kam Biggi und sagte er hätte das richtige Pferd für mich. Er zeigte mir so einen kleinen Dunkelfuchs-Wallach, der sehr ängstlich und sensibel war. Da ich von den Großpferden kam und etwas mehr Masse gewohnt war, wollte ich so einen schmächtigen Kerl natürlich nicht. Nach langen Überredungskünsten von Biggi und Daniel guckte ich ihn mir dann doch mal an. Biggi ritt ihn mir vor und aus diesem kleinen schmächtigen Tier wurde unterm Sattel doch was ganz anderes. Neugierig war ich dann schon und Biggi fragte, ob ich ihn reiten wollte. Jetzt war mein Interesse natürlich geweckt und ich sagte zu. Biggi sattelte sich ein anderes Pferd. Wir ritten in den Wald, kamen auf einen schönen langgezogenen Weg, leicht bergab. Biggi meinte, für Fünfgänger sei das ideal, wegen dem Takt und, dass wir im schönen Mitteltempo antölten. Kaum gesagt, war ich auch schon weg. In welcher Gangart wir den Berg runter sind, weiß ich nicht mehr, es war auf jeden Fall sehr schnell. Nachdem ich ihn dann irgendwann wieder zum Stehen gebracht hatte, fing ich an, dieses Pferd zu mögen. Ein paar Mal habe ich ihn dann noch geritten und mich dann für ihn entschieden. Zum Glück hatte ich regelmäßig Reitstunden und Kurse bei Biggi und Daniel; alleine hätte ich dies nie geschafft. Die größte Arbeit war jedoch, das Pferd zu überzeugen, dass ich ihm nichts tun wollte. Ich hatte zu dieser Zeit glücklicherweise meinen eigenen Stall, so dass ich morgens und abends selbst fütterte, was schon ein großer Vorteil war. Das Halfteranziehen war fast unmöglich. Wollte ich das Halfter über die Ohren ziehen, riss er den Kopf hoch und haute ab. Bis ich dann wieder in seine Nähe kam, dauerte es schon eine Weile. Die Nerven verlieren durfte man auf keinen Fall. Also immer schön ruhig bleiben, was manchmal gar nicht so einfach war. Kam ich dann wieder in seine Nähe, konnte ich mich vom Hinterteil, immer zart auf den Rücken klopfend dann bis zum Hals vorarbeiten. Das war’s dann aber auch. Das Fangen war also ein Geduldsspiel. In die Ecke treiben war auch sinnlos. Da wurde er sofort panisch und ist einfach durch uns durchgerannt. Das musste ich also ganz alleine regeln. Da fiel mir ein, dass ich noch einen Halsring zu Hause hatte, weil bis zum Hals kam ich ja. Diesen Halsring benutze ich heute noch. Das nächste Problem war das Aufsteigen. Kaum hatte ich das rechte Bein über der Kruppe (man musste beim ihm ja alles ganz langsam machen) schoss er im Rennpass los. Trotzdem musste ich mich recht normal in den Sattel setzen und ihn dann irgendwann bremsen. Mein Vorteil war, dass man zuerst einen Berg hochreiten musste, um in den Wald zu kommen. Spätestens dort hatte ich ihn wieder unter Kontrolle. Mit viel Brot und Leckerlies meisterten wir auch das. Beim Reiten durfte man keine falsche Bewegung machen, sonst war man weg. Also Durchgehen stand bei uns an der Tagesordnung, ob jetzt im Rennpass oder Galopp inkl. Hakenschlagen. Einmal so und einmal so.
| | Auf dem OSI Grenzlandhof 1994 als Sieger im Fünfgang Sport C (li.) und als 7. in der Passprüfung. | |
Ich habe auch einige Turniere mit ihm geritten und sogar einen Fünfgang gewonnen und hier und da waren wir auch platziert. Doch oft war es so, dass wir nach der Vorentscheidung auf dem 2. oder 3. Platz lagen und es in der Endausscheidung nur noch für den 5. oder 6. Platz reichte, weil er uns mit seinem Temperament im Wege stand.
Mittlerweile ist Háll 17 Jahre alt und hat von seinem Temperament nichts verloren. Auch das Durchgehen ist immer noch kein Problem. Nur die Kommunikation zwischen uns beiden ist jetzt optimal. Jeder weiß vom anderen, was er bis zu einem gewissen Grad darf und was nicht. In diesen ganzen Jahren hat er sich zu einem richtigen Ein-Mann-(-Frau-)-Pferd entwickelt. Er lässt sich nicht gerne von jemand anderem reiten, was er auch sehr stark zum Ausdruck bringen kann. Aus diesem Pferd, das immer ängstlich und menschenscheu war, hat sich ein charakterstarkes Pferd entwickelt, dass auf der Koppel kommt, wenn ich es rufe. Er ist total fixiert auf mich und ich auf ihn. Wir sind eine richtige Einheit geworden und verstehen uns supergut. Seinen Bezug sucht er eigentlich nur bei mir. Ansonsten ist er eher ein Einzelgänger. Es stört ihn also nicht, wenn alle Pferde weg sind und er nur noch alleine im Stall bzw. Koppel steht. Was mich besonders stolz macht, ist, wenn ich zum Stall komme und er hört mich nur reden oder sieht unseren Hund, dass er dann sofort kommt. Und er rührt sich dann auch nicht mehr von der Stelle bis ich ihn aus dem Stall hole. Er ist schon ein richtiges Goldstück. Ich weiß nicht so recht, ob das Besondere von diesem Pferd in Worte gefasst werden kann. Ich könnte noch mehrere Seiten über Háll schreiben, aber ich glaube das wäre dann doch zu lange. Abschließend möchte ich nur sagen, dass ich mir dieses Pferd jederzeit wieder kaufen würde und dass er direkt im ersten Jahr starkes Ekzem bekam. Dies war jedoch kein Grund für mich, daran zu denken, ihn evtl. zu verkaufen oder einschläfern zu lassen. Mittlerweile hat er eine Ekzemdecke und es geht im damit prächtig. Im übrigen haben wir vor 2 Jahren noch einen Ekzemer gekauft, welcher ebenfalls eine Decke hat.
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