Soll denn
das jetzt Tölt sein? - Irgendwie fühlt sich der sagenumwobene
Tölt-Takt unseres Isis nicht butterweich an: Es schaukelt,
holpert, rollt oder hüpft zwischendurch komisch unter Reiters
Hinterteil. Die ernüchternde Diagnose Umstehender lautet dann
oft: Der Isi geht Paß- oder Trabtölt, hat eine Rolle oder
tribuliert gar. Aber was macht man bzw. frau dagegen ???
Nachdem wir uns schon im ersten Teil der Serie im Abschnitt
"Rollen, Passen, Tribulieren - Ungeliebte Varianten und Fehler"
damit beschäftigt haben, was das Pferd bei diesen Störungen
unseres geliebten Viertaktes mit seinen Beinen anstellt, geht's
jetzt um die Korrektur. Zudem schauen wir, wie sich die Göttergabe
weiter fördern lässt und, welche Arten von Töltprüfungen es
gibt.
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• Schluss mit Schaukeln, Holpern und Co. - Wege zum
reinen Viertakt
Geht denn das Pferd nun taktrein oder hat sich ein Fehler
eingeschlichen? - Am besten reiten wir ein kurzes Stück
auf festem Untergrund, um per Gehör zu überprüfen, was
unter dem Sattel nicht hundertprozentig einzuordnen ist.
Jeder Isi läuft den vierten Gang schließlich etwas anderes:
Beim Einen fühlt sich der taktklare Tölt weich an, während
er bei einem anderen Vierbeiner mit viel Aktion vielleicht
etwas unangenehmer zu sitzen ist. Diese Akustik-Überprüfung
hilft vor allem bei der Frage nach Tendenzen zum Paß oder
Trab weiter. |
Rollt
oder tribuliert der Isi so spüren wir die Störung wahrscheinlich
deutlich genug.
Zur Wiederholung: Gleicht der zu hörende Takt einem
gleichmäßig gesprochen "Black-and-Decker" (1-2-3-4) sind wir
im taktklaren Tölt. Ertönt es eher 12-34 so schaukelt das
Pferd schon im Paßtölt durch die Gegend und erklingt ein 1-23-4
so reiten leider im Trabtölt.
Wichtig bei der Korrektur ist, dass wir den Vierbeiner nicht
einfach Runde um Runde weiter im falschen Takt tölten lassen,
da sich die Fehler sonst in der Regel immer mehr verfestigen.
Andererseits darf nicht vergessen werden, dass es ebenso Islandpferde
gibt, welche sich erst mal einlaufen müssen und daher vielleicht
am Anfang leicht passig sind. Zudem ist eine Störung nicht
zwangsläufig unerwünscht oder unnormal: So wird es bei einem
ehemaligen Traber (Pferd ohne Naturtölt) beim Eintölten begrüßt,
wenn er kurze Zeit passig geht und, sich daraus zum Tölt verschieben
lässt.
Kurzzeitige Fehler können zudem durch Übermüdung, nach einem
langen Ritt, durch Unlust oder Verspannung auftreten.
• Gleiten statt Holpern - Gegen Tendenzen zum Trab
Mögliche Ursachen:
Trabt unser Isi eigentlich am liebsten durch die Lande, so
baut er oftmals auch Trabtendenzen in den Tölt ein. Ein möglicher
Grund für das leicht holprige Trabtölten kann also eine weniger
stark ausgeprägte Töltveranlagung sein. Gesellen sich dann
noch geringer Gehwille oder Gebäudefehler wie ein zu tief
angesetzter Hals hinzu, so kann die Sache mit der Göttergabe
recht schwierig werden. Ausgleichend für wenig natürlichen
Tölt ist jedoch ein guter Vorwärtsdrang des Vierbeiners, welcher
sich im Töltraining positiv einsetzen lässt. Vor allem fehlt
es beim Trabtölter jedoch am Motor des Tieres, der Hinterhand
also, und an einer guten, leichten Anlehnung an die Reiterhand.
Daher trabtölten ebenso junge Pferde in der Phase des Eintöltens,
erfahrene aber müde oder unlustige Tölter oder Isis, deren
Reiter (noch) nicht hinreichend geschickt das Zusammenspiel
der Hilfen beherrschen.
Wege zum reinen Viertakt:
Aus dem oben genannten wird ersichtlich, dass unser Islandpferd
recht gut geritten und dressurmäßig ausgebildet sein oder
werden muss, um den Fehler zu vermindern und verhindern. Unser
Isi muss das Zusammenspiel der Hilfen aus treibenden und zugleich
verhaltenden Hilfen verstehen, muss beim Treiben nicht einfach
nur schneller und bei Zügelanzügen einfach nur langsamer werden,
sondern sich "setzten", d.h. die Hinterhand vermehrt belasten
und sich bei leichter Anlehnung an den Zügel besser selber
tragen, statt auf demselben zu liegen. Folglich steht die
Stärkung der Hinterhand durch dressurmäßiges Training und
zugleich die Herstellung einer guten Verbindung zwischen Pferdemaul
und Reiterhand an - der Zausel sollte sehr durchlässig sein.
Übungen wie Seitengänge, Ganze Paraden (Anhalten) und wieder
Antreten lassen, Übergänge zwischen den Gangarten, Rückwärtsrichten...
sind oft wirksame Mittel zum Zweck. Zudem muss unser trabtöltender
Isi körperlich und konstitutionell fit und trainiert sein,
um der Forderung des Töltens gewachsen zu sein. Beim Antölten
müssen wir Spannung in das Pferd hineinreiten, es durch einen
tiefen Sitz im Sattel mit abgekipptem Becken und Schenkel
(oder Gerte, Stimme) gegen den anstehenden, spielenden Zügel
treiben, ohne in ein Ziehen zu geraten.
Geben wir uns anfangs mit kurzen, reinen Viertakt-Strecken
zufrieden; alles weitere kommt dann mit der Zeit. Hilfreich
ist zudem sicher die Hilfe eines erfahrenen Reitlehrers, der
Pferd und Reiter bei Bedarf unterstützen und korrigieren kann.
Und sonst? :
Das Training mit dem Trabtölter kann unter Umständen durch
den Einsatz von Gewichten an den Hinterbeinen wie Glocken
oder schwereren Eisen erleichtert werden. Ebenfalls von Bedeutung
ist die Wahl der Geschwindigkeit: Meistens liegt sie
für den trabtöltenden Isi im Bereich des langsamen Arbeitstempos
oder im rasanten Tempo des Renntöltes, während er im Mitteltempo
verstärkt "trabig" wird.
• Die Sache mit dem "Austraben"
Unser Islandpferd töltet Runde um Runde im astreinen Viertakt,
doch beim Durchparieren zum Schritt oder Halt, fällt es einfach
in den Trab. Was ist passiert? Nun, hierbei liegt´s am Reiter,
der das Pferd fast ausschließlich per Zügel langsamer machen
will, ohne es dabei weiter aktiv mit abgekipptem Becken und
Schenkel gegen die Hand zu treiben. Also versuchen wir mit
vielen, vielen kleinen halben Paraden das Durchparieren auszudehnen
und vermehrt die Hinterhand in Betrieb zu halten, damit der
Zausel sich nicht urplötzlich lang macht und auf und davon
trabt!
• Mehr Spaß statt Paß - Gegen Paß-Tendenzen
Mögliche Ursachen:
Da gibt es zum einem die so genannten "Schweinepasser", die
vornehmlich lateral durch die Gegend schaukeln und die einfach
viel Paßveranlagung von Haus aus mitbringen. Einige Vierbeiner
neigen zum Paßtölt, weil mit zu wenig Elan vorwärtsgeritten
werden oder aber, weil sie zu viel Druck bekommen, verspannt
sind. Zusätzlich wirkt sich auch hier wieder ein fehlerhaftes
Exterieur wie etwa ein Überbautsein negativ auf die Töltausbildung
aus. Viele Isis mit recht viel Trabveranlagung kommen beim
Eintölten zu den Paßtendenzen, die hierbei eigentlich positiv
zu bewerten sind: Das Pferd verschiebt sich weg vom Trab mehr
in ein laterales Gehen und schließlich durch weiteres Üben
in den taktklaren Tölt. Des weiteren sollten wir bei jedem
Paßtölter den Motor des Pferdes im Auge haben, denn wie im
Trabtölt mangelt es oftmals an der Hinterhand und der Vierbeiner
läuft in zu starkem Maß auf der Vorhand und liegt daher auf
dem Gebiss.
Wege zum reinen Viertakt:
Während ein eigentlich sicherer Tölter vielleicht am Anfang
oder aus einer leichten Verspannung heraus etwas passig töltet
und sich dann schließlich taktklar einläuft, so gilt doch
bei einem ständig passig gehenden Isi, dass wir ihn nicht
einfach so im Pass weiterreiten sollten. Je mehr wir nämlich
passen, desto mehr kann sich das Geschaukel verfestigen und
die Korrektur wird schwieriger. Für den Paßtölter ist es beim
Tölt-Training wichtig, dass wir die Waage zwischen zwanglosem,
losgelassenem Laufen auf der einen und der richtigen Portion
an wachem, energischem Vorwärtsgehen auf der anderen Seite
halten. So sollte das Pferd sich immer mal wieder in Dehnungshaltung
in den Grundgangarten (vor allem im Trab) nach vorwärts-abwärts
abstrecken dürfen, bevor wir es durch vorsichtige Paraden
zum Kauen anregen und wieder vermehrt aufrichten. Wiederum
können dressurmäßige Übungen wie Seitengänge, Rückwärtsrichten
oder Übergänge vom Galopp in den Tölt hilfreich sein - bewährt
hat sich auch das Reiten von Schlangenlinien. Ist unser Islandpferd
eher faul, sollten wir es beim Antölten gleichzeitig durch
leichtes Vorneigen des Oberkörpers und nachgebende Zügel entlasten
sowie mit dem Schenkel energisch vorwärtsreiten und über kurze
Stecken versuchen, so in den Viertakt zu kommen. Einige gemütliche
Zausel lassen ihren Hinterhand-Antrieb gut durch das Antippen
mit einer Gerte aktivieren oder laufen eher im Gelände, besonders
in unbekanntem, besser als in der Bahn die reine "Göttergabe".
Und sonst? :
Im Gegensatz zum Pferd mit Trabtendenzen, kann beim passigen
Vierbeiner der Tölt-Takt durch Gewichts-Belastungen an
der Vorhand gefunden werden, wenn die anderen Hilfen nicht
fruchten wollen. Durch die nun vermehrt belastete Vorhand
soll deren Bewegung verzögert werden, wodurch der Viertakt
erreicht wird. Gangpferdetrainer haben oft unterschiedliche
Meinungen darüber, ob, wann und wie viel Gewicht eingesetzt
werden sollte. Viele Ausbilder ziehen eher einen kurzfristigen
starken Einsatz von schweren Glocken oder Eisen vor, als ein
Pferd ständig und vielleicht wirkungslos mit leichten Glocken
zu trainieren. Im Zweifelsfall einen Fachmann zu Rate ziehen!
Die meisten Paßtölter müssen bergab verstärkt die Hinterbeine
einsetzen und nähern sich auf diese Weise dem taktklaren Tölt
- nichtsdestotrotz kann es aber umgekehrt, also bergauf, besser
gehen! Da hilft nur ausprobieren! Zudem liegt ihnen mehr das
mittlere Tempo als Arbeits- oder gar Renntölt.
• Fließen statt Rollen - Gegen Galopprollen
Mögliche Ursachen:
Wenn der Vierbeiner beim Tölten kleine Galoppsprünge einlegt,
sprechen wir vom "rollen". Wie bei den anderen fehlerhaften
Tendenzen, ist auch bei der Galopprolle die Vorhand und nun
zusätzlich eine Körperseite des Tieres vermehrt belastet.
Unser Isis läuft demnach nicht geradegerichtet, sondern nimmt
ein Hinterbein mehr unter seinen Körper, als das andere, wodurch
die Galopprolle entsteht. Einige Isis sind vielleicht im Tempo
überfordert und beginnen mit den Galopphüpfern; andere wie
lockere Naturtölter können in Biegungen z.B. in Kurven in
die Rolle geraten. Vielfach wird der Tölter einfach nicht
genügend vorwärtsgetrieben.
Wege zum reinen Viertakt:
Zunächst müssen wir spüren, auf welcher Seite das Pferd "rollt":
Hat es Tendenzen zum Rechts- oder etwa zum Linksgalopp? Eine
gängige Korrektur setzt dann daran an, entsprechend entgegengesetzte
Einwirkungen zu geben. Hat der Isi nun eine Rolle nach rechts,
so geben wir alle Hilfen im Gegensatz zum Angaloppieren im
Rechtsgalopp: Wir verlagern das Gewicht nach links, die rechte
Hand nimmt an und gibt nach, während die linke Hand passiv
ist, wir lassen das Pferd mit Aufrichtung gehen, lassen den
rechten Schenkel ruhig liegen, um mit dem linken zu treiben.
So stören wir den Zausel im Galopp und versuchen, den Tölt-Takt
beizubehalten.
• Bodenständig statt Hüpfen - Gegen das Wechseln/Tribulieren
Mögliche
Ursachen:
Wechselt/tribuliert der Isi, dann handelt es sich dabei
um eine extreme Verspannung des Vierbeiners, die durch zu
starkes Tempo, grobe Reiterhilfen oder wenig Sicherheit des
Pferdes im Tölt entstehen kann.
Wege zum klaren Viertakt
Der Reiter muss seine Hilfengebung überprüfen und vorsichtiger
einwirken. Zugleich ist es sinnvoll, den Oberkörper ein wenig
vorzuneigen, das Pferd zu entlasten und zu beruhigen, damit
es taktklar weiterlaufen kann. Es gibt jedoch Trainer, welche
ein wegen mangelnder Sicherheit im Tölt-Takt verspanntes Islandpferd
absichtlich tribulieren und anschließend behutsamen weiterlaufen
lassen, um in den reinen Viertakt zu kommen.
• Schneller, höher, weiter? - Sinnvolle Förderung im Tölt
Wenn wir von unserem Isi schnellere, höhere oder weitere Bewegungen
im Tölt fordern, müssen wir uns zunächst klar werden, wo die
Grenzen bei dem jeweiligen Pferd liegen. Einige Pferde können
vielleicht nur in einem ganz bestimmtem Tempo tölten, andere
laufen ohne viel Aktion der Vorhand, wieder andere strampeln
vorne gewaltig, kommen aber kaum vom Fleck: Jedes Pferd ist
eben zum Glück verschieden und hat ein bestimmtes Potential,
dass man maximal herausreiten kann. Wir müssen diese natürlichen
Grenzen akzeptieren oder uns ständig neue Vierbeiner zulegen,
wenn die Göttergabe immer schneller, höher und weiter werden
soll.
Die meisten Reiter werden ihre Isis aber sicherlich nicht
ständig an die Leistungsgrenzen reiten und wollen einfach
den vorhandenen Tölt fördern, wollen ein leicht in der Hand
liegendes, geschmeidiges Töltpferd unter dem Hinterteil haben.
Hierzu bieten sich natürlich die Übungen der Dressur geradezu
an: Vor allem durch gymnastizierende Seitengänge wie Schulterherein,
Hinterhandwendungen oder gar Travers beugt sich unser Isi
wie ein kleiner Andalusier in den Hanken der Hinterbeine,
versammelt sich so besser, wird leicht in der Hand und wunderbar
zu tölten.

• Bitte in schönster Manier - Tölt auf dem Turnier
Schlägt man die Islandpferde-Prüfungs-Ordnung (IPO) auf, findet
sich einiges an Töltprüfungen für Kids, Jugendliche, Junioren,
für Freizeitreiter und die Reiter der Sportklassen. Klassische
Prüfung für den Freizeitreiter ist dabei die Töltprüfung 1.5:
Nach maximal drei Runden im Arbeitstempo Tölt, wird zum Schritt
durchpariert, die Hand gewechselt und auf der anderen Hand
wiederum höchstens für drei Bahnrunden die Göttergabe in beliebiger
Geschwindigkeit gezeigt. Zudem gibt es Prüfungen, in denen
das Tempo bis zum Renntempo verstärkt werden muss (wie Tölt
1.3/ Töltpreis 1.4), und solche, in denen die Zügel während
des Töltens in eine Hand genommen werden und diese dann deutlich
vorgehen soll (Zügelüberstreichen gefordert z.B. im Tölt 1.1
/ 1.2). Daneben gibt es auch Aufgaben wie das Tölten mit einem
Glas Bier in der Hand ("Bierglastölten"), Töltrennen, Tölten
ohne Sattel oder mit gebissloser Zäumung, Geschicklichkeitsübungen
im Tölt und vieles mehr - hier sind vor allem Isis mit viel
natürlichem Tölt gefragt.
Aber, egal, ob Sie nun anstreben im sauberen Viertakt auf
Turnieren zu glänzen, gemütlich und taktklar durch die Wälder
und Felder zu gleiten oder endlich die verflixte Galopprolle
auszumerzen: Wichtiger als jeder Takt ist doch die Freude
mit dem Pferd und, dass diese bei allem Training nicht auf
der Strecke bleibt. Viel Erfolg und Spaß mit der Göttergabe
- ob beim Eintölten, Antölten oder sauber Durchtölten!!!
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