Erfahrungen
zur Behandlung des Sommerekzems
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[26.04.2000
• Text: U. Pletzing, prakt. Tierärztin] |
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Die
Möglichkeiten zur Behandlung von Pferden mit Sommerekzem
gestalten sich, wie jeder leidgeprüfte Besitzer eines Ekzempferdes
weiß, sehr vielseitig und zum Teil auch sehr verwirrend.
Fest steht auf jeden Fall, daß derjenige, der die für
Pferde beste und am einfachsten durchzuführende Methode
gefunden hat, schlicht und einfach dabei bleiben sollte. Einen
Weg ohne tägliche Pflege jede Saison wieder, gibt es, zumindest
für den mittel bis schwer erkrankten Ekzemer, nicht,
auch wenn uns immer wieder mal jemand dies glauben machen möchte.
Eine gute Möglichkeit, eine individuell angepasste Behandlung
für das einzelne Pferd zu finden ist eine Art Baukastensystem,
bei dem je nach Bedarf einzelne Punkte verändert werden,
bis für Pferd und Besitzer (und Geldbeutel!) der richtige
Weg gefunden ist.
Die drei Hauptpfeiler dieses Systems sind:
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die Basisbehandlung
- Futterzusätze
- das tägliche Einreiben |
Bei der Basisbehandlung geht es in erster Linie darum, die Allergiebereitschaft
des Körpers zu senken und die Regulationsmechanismen der
beteiligten Körpersysteme auszugleichen, d.h. "Hilfe
zur Selbsthilfe".
Der einfachste und meiner Erfahrung nach beste Weg dazu liegt
in der homöopatischen Behandlung.
Therapievorschlag:
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vor Beginn der Saison Eigenblutbehandlung mit Traumeel
(Heel)
(10ml Traumeel + 10ml Eigenblut s.c.)
- 2-3 mal im Abstand von 4 Wochen; bei Bedarf während
der Saison Wiederholung
- tägliche Eingabe von 5 Tabl. Sulfur comp-Heel
(ggf. die ganze Saison)
- evtl. zusätzliche Injektionen von Allergosal
+ Dermisal (Weravet) oder Cutis comp-Heel (bis zu 1
mal wöchentlich)
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In der Reihe der Futterzusätze sollte der Knoblauch, den
es in vielen Handelsformen gibt, nicht fehlen. Für die
übrige Verfütterung von Kräutern empfehlen sich
fertige Mischungen gegen Juckreiz; ich verwende hier Stop Itch
(Wendals Herbs). Als sehr gut hat sich auch die Fütterung
von pulverisiertem Seetang (vorzugsweise Island Seetang) erwiesen.
Positive Erfahrungen habe ich auch mit der Gabe von hgr. ungesättigten
Fettsäuren als Fertigpräparat (vom Tierarzt) gemacht.
Das tägliche Einreiben scheint mir der wichtigste Teil
der Ekzemtherapie zu sein. Hier gilt, daß die Regelmäßigkeit
noch wichtiger ist, als die Auswahl der richtigen Mittels. Ölige
Einreibungen eignen sich sehr gut, um die Geschmeidigkeit der
Haut zu erhalten, wobei pflegende Substanzen nicht fehlen sollten.
Ich bevorzuge Bio-Hautöl (Leovet) als Basispflege. Zusätzlich
benötigen viele Pferde ein Juckreiz stillendes Mittel,
bei dem dann häufig Kortisonmischpräparate angewandt
werden.
Eine gelungene Alternative hierzu ist die Aktivlotion der Fa.
Alverta (Tierarzt). Dabei handelt es sich um eine rein pflanzliche
Lotion, die bisher bei allen von mir behandelten Tieren immer
zuverlässig gewirkt hat.
Die Lotion wird entweder bei Bedarf auf wunde und stark juckende
Stellen aufgetragen oder im Wechsel mit morgens Öl / abends
Lotion benutzt.
Bei einem Pferd, das nur unter einem leichten Ekzem leidet,
kann es durchaus möglich sein, daß das tägliche
Einreiben nach einer erfolgreichen homöopatischen Basistherapie
unter Beibehaltung der Futterzusätze reduziert oder manchmal
sogar eingestellt werden kann. Auch hier ist es wieder eine
Frage der individuell zusammengestellten Therapie. Die oben
genannten Behandlungsvorschläge habe ich zunächst
immer wieder an einem eigenen Ekzempferd ausprobiert, bis ich
eine auf breiter Pferdeebene gut funktionierende Therapieform
gefunden habe.
Der Vorteil eines gedanklichen Baukastensystems liegt aber eben
daran, daß bei ausbleibendem Therapieerfolg oft nur ein
kleiner Teil der Behandlung geändert werden muß,
oder eben einzelne Bausteine bei gutem Erfolg versuchsweise
weggelassen werden können, was unter anderem die häufig
hohen Kosten zu senken hilft, ohne daß das Pferd darunter
leiden muß.
Sicherlich gibt es noch viele weitere gute Ansätze zur
Therapie von Sommerekzem, deren Diskussion vermutlich mehere
Bücher füllen würde. Ich möchte aber noch
einen Punkt erwähnen, der häufig vernachlässigt
wird. Es ist mittlerweile erwiesen, daß eine hohe Eiweissversorgung
(fette Weiden) die Symptome des Sommerekzems verstärkt,
wenn nicht gar mitverursacht. Das Ekzempferd darf also nicht
uneingeschränkt weiden!
Ich möchte auch noch auf den Schutz vor Insekten während
des Weideganges aufmerksam machen. Grundsätzlich sollte
jedem Pferd die Möglichkeit zum Rückzug vor
Insekten auch auf der Weide angeboten werden. Das Ekzempferd
leidet aber noch mehr als andere unter den Insekten, weil die
Haut empfindlicher ist under Körper ha ohnehin in erhöhter
Reaktionsbereitschaft ist. Es ist daher immer dazu zu raten,
die Tiere während des Weideganges durch ein Insektenrepellens
zu schützen.
Da der Erfolg oder Mißerfolg einer Therapie immer direkt
am Ekzempatient ablesbar ist, hat jeder Besitzer auch selbst
die Möglichkeit zu probieren, welcher Weg der geeignetste
ist.
Nur Mut und viel Erfolg! |
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