Teil 5, Gangreiten: 2. Tipps für Fünf- und Dreigänger |
[08.12.2018 • Autor: Taktklar Redaktion] |
Heute geht es um Islandpferde, die im Vergleich zu den Viergängern einen Gang mehr oder einen Gang weniger haben: Die Fünf- und Dreigänger sind gemeint. Und auch für diese Pferde hält Maike Morbach wieder Tipps bereit. Tipps für das tendenziell fünfgängige Pferd
- Tendenziell neigen Fünfgänger eher zum Passtölt; dies ist aber jeweils vom Ausbildungsstand des Pferdes und Reiters abhängig. - Folgende Tipps für passig töltende Viergänger (siehe auch Teil 4) können auch beim passig töltenden Fünfgänger helfen: lösende Trab- und Galopparbeit, Cavaletti-Training, Gewichte an den Vorderhufen (Vorsicht: Das Pferd könnte sich vermehrt aufs Gebiss legen!), Wechsel des Untergrundes, Überreiten von Geländeschwierigkeiten. - Extra-Tipp: Experimentieren Sie bei passig töltenden Fünfgängern mit einem minimalen Wechsel zwischen Entlastungs- und Vollsitz. Zudem können Sie versuchen, den meist festgehaltenen Rücken des Passtölters durch ein einmaliges seitliches Schlenkern Ihres Beckens aufzulösen. - Auch Fünfgänger können in Übergängen den Tölt verlieren und austraben (die Hinterhand geht verloren). Mit diesen Pferden muss in den Übergängen wie mit einem Trabtölter gearbeitet werden: Bringen Sie Spannung in Ihren Sitz und bemühen Sie sich, die Hinterhand runterzutreiben – auch und gerade bei temperamentvollen Pferden. Außerdem kann Schrittarbeit mit Seitengängen und Biegungen für die Aktivierung der Hinterhand sinnvoll sein. - Ein stark passig töltender Fünfgänger, der phasenweise eine Rolle hat oder etwas trabig wird, ist im Begriff, sich zu lockern. Dies ist also positiv zu bewerten.
- Generell ist der Trab beim Fünfgänger meist unsicherer und gelaufener als beim Viergänger. - Rennt Ihr Fünfgänger im Trab nur davon oder verliert er häufig den Takt, dann können Sie probieren, eine Zeitlang auf Trab zu verzichten und sich stattdessen mehr auf einen guten, geschmeidigen Tölt zu konzentrieren. Wenn das Pferd gelernt hat, sich im Tölt zu tragen, kann man versuchen, das Pferd zwischendurch mal in den Trab fallen lassen. Ziel ist, dass das Pferd die gute Haltung im Tölt auf den Trab überträgt. - Die Schrittarbeit ist die Basis für im Trab unsichere Fünfgänger. - Achten Sie auf deutliche Kommandos für Trab und Tölt. Reiten Sie Trab nicht nur am langen Zügel oder im Entlastungssitz, sondern traben Sie Ihr Pferd aus dem Schritt heraus und mit geradem Sitz an. Geben Sie dem Pferd die Gangart und den Takt durch Impulse Ihres Beckens vor, so als würden Sie die entsprechende Gangart schon reiten. Damit das Pferd hierauf reagiert, muss es aber aufmerksam und wach sein. - Bemühen Sie sich auch, im Trab nicht zu viel nach vorne zu kippen, da das Pferd dadurch auf die Vorhand kommen kann und der Trab sich nicht verbessert. - Helfen Sie einem Pferd, das aus Stress nicht trabt, durch einen lockeren Sitz.
- Fünfgänger galoppieren meist eher gelaufen und, je nach Temperament, häufig im hohen Tempo. Dies hängt oft mit Gleichgewichtsproblemen und einer unzureichenden Sprungkraft zusammen. - Üben Sie bei diesen Pferden konsequentes Angaloppieren, ohne Reinrennen in den Galopp. - Nutzen Sie alle Übungen, die Gleichgewicht und Koordination im Galopp bringen: etwa Freispringen, Cavaletti, im Roundpen galoppieren. - Unterstützen Sie Ihr Pferd beim Reiten von Kurven: Der Vollsitz, wenn man ihn richtig reiten kann, und ein aktiv mitschiebendes Becken ‚retten’ den Fünfgänger durch die Ecken. - Hat Ihr Pferd einen ‚rasenden’ Galopp, sollten Sie sich wie ein Motorradfahrer in die Kurven legen, um das Gleichgewicht von Pferd und Reiter zu wahren. Solche Pferde sollten Sie nicht Runde um Runde galoppieren. Üben Sie eher das gezielte Angaloppieren in den Bahn und lassen Sie das Pferd im Gelände – falls möglich – laufen
- Auf den Rennpass wird nur kurz eingegangen, da die „Königsdisziplin“ des Islandpferdereitens sehr viel Erfahrung von Pferd und Reiter erfordert und die Hilfen bzw. Tipps sehr individuell und situationsabhängig stimmen müssen. - Generell können Pferd und Reiter durch Galopp-Tölt-Übergänge an das Passreiten herangeführt werden. Zunächst sollten Sie entlastend galoppieren, möchten Sie dann in den Viertakt wechseln, müssen Sie einsitzen. - Dieses Einsitzen muss "spannungsvoll" erfolgen. Rollt das Becken weiter in der Galoppbewegung mit, bleibt diese Rolle häufig auch im Pass erhalten, bzw. das Pferd bleibt im Galopp. Zeigen Sie Ihrem Pferd durch den spannungsvollen Sitz, dass es sich anspannen und vom Galopp in den Viertakt wechseln soll, ohne großartig im Maul zu ziehen. - Weiter ist es wichtig, dass der Reiter weiß, welchen Galopp (Rechts- oder Linksgalopp) das Pferd geht. Er muss den Zügel der entsprechenden Seite annehmen (beim Linksgalopp zum Beispiel links), um die Galopprolle wegzureiten und in den Viertakt zu kommen. - Hat alles geklappt, so loben Sie Ihr Pferd ausführlich, evtl. auch mit einem Leckerchen, damit es sich nicht zu sehr aufheizt. - Geht Ihr Pferd nach dem Galopp mühelos in den Viertakt, können Sie versuchen das Tempo zu steigern, bis das Pferd zum Rennpass kommt. Dabei muss das Pferd motiviert sein. - Nutzen Sie den Rat eines erfahrenen Reitlehrers, um sich und Ihr Pferd im Rennpass auszubilden. Tipps für das tendenziell dreigängige Pferd Hier unterscheiden wir a) ein Pferd, das nur trabt (und nicht töltet) und b) ein Pferd, das nur töltet (und nicht trabt). Auch die Dreigänger profitieren natürlich von der Basisarbeit im Schritt und brauchen eine gute Ausbildung, um gesund und rittig zu bleiben. a) Der Dreigänger mit Schritt, Trab und Galopp - Diese Pferde haben keine oder eine sehr geringe Veranlagung zum Tölt. Es empfiehlt sich, bei sehr wenig Tölt, auf diese Gangart zu verzichten und das Pferd anders zu fördern. - Nutzen Sie die Gangveranlagung Ihres Dreigängers positiv: Sie können mit ihm Dressurlektionen reiten, für Distanzritte trainieren oder seine Geschicklichkeit im Trailparcours steigern. b) Der Dreigänger mit Schritt, Tölt und Galopp - Bilden Sie ein solches Pferd vor allem im Schritt, Tölt und Galopp aus. - Legen Sie im Tölt Wert auf Tempo, Takt und Rittigkeit. Je besser sich diese Pferde im Tölt auf die Hinterhand setzen, desto eher kommt auch Trab; oft kommt der Trab auch mit zunehmendem Alter des Pferdes. - Nutzen Sie auch hier die Stärken des Pferdes: als wunderbares Freizeitpferd. Zum Schluss haben wir noch für alle Pferde einen Extra-Tipp, mit dem Sie testen können, ob Sie sich bei Ihrem Gangtraining auf dem richtigen Weg befinden: - Überprüfen Sie die Selbsthaltung des Pferdes in allen Gängen: Gehen Sie mal mit der einen, mal mit der anderen Zügelhand in Richtung Pferdemaul vor. Kippt das Pferd dabei nach unten, ist die Selbsthaltung ungenügend bzw. das Pferd trägt sich nicht genug mit der Hinterhand. Ihr Pferd läuft in guter Haltung und im Takt weiter? Dann haben Sie und Ihr Pferd wirklich gut trainiert! Im nächsten und letzten Teil unserer Serie möchten wir dann ein Fazit ziehen und letzte Tipps und Ideen vermitteln. Bis dahin: Viel Spaß beim Üben! Achtung: Unsere Tipps sind zwar sorgfältig erwogen und aus dem eigenen Erfahrungsschatz, dennoch übernehmen wir keine Garantie für deren Richtigkeit und auch hier gilt: Im Zweifel immer fachkundige Hilfe einholen! |