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Ein langer Weg
zurück auf den Kontinent - Geschichte und Geschichten ums Islandpferd


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Die Insel Island,
seine Bewohner und die Pferde gehören seit jeher zusammen.
Die Natur Islands schuf das Islandpferd; prägte seinen Charakter,
seine Eigenarten und Besonderheiten. |
Und der Mensch braucht, bewundert, ja vergöttert das Pferd seit
Beginn des gemeinsamen Lebens auf der Insel im Nordatlantik.
Werfen wir also einen Blick zurück auf die Geschichte und die Geschichten
rund ums Islandpferd, um zu entdecken, wie die Rasse entstand, welches
Erbe sie in sich trägt und wie die Islandpferde (fast) überall auf
der Welt die Herzen der Pferdefreunde eroberten...
...Es war gegen Ende des neunten Jahrhunderts als Wikinger aus Norwegen
mit ihren Schiffen die damals kaum bewohnte Insel Island ansteuerten
und mit Sack und Pack, Frauen, Kindern, Kühen, Schafen und Pferden
von Bord gingen. Sie entzogen sich so dem Einfluss ihres Königs,
Harald Schönhaar, der ihnen Anspruch auf eigenes Land untersagt
und ihnen Unterwerfung befohlen hatte.
Island wurde zur neuen Heimat von Mensch und Tier mit eigenen Regeln
und Gesetzen.
Von Anfang an spielte das Pferd im Alltag, aber auch in der Religion
und den Geschichten der Siedler Islands eine zentrale Rolle. Nur
per Pferd konnten die Bewohner das weitläufige Land erkunden, Reisen
übers Hochland bewältigen oder Schafe treiben. Doch das Pferd weit
mehr als nur ein Arbeitstier: Es faszinierte seine Reiter mit seiner
Ausdauer, seinem Mut, seiner Schnelligkeit und Schönheit. So fand
das Pferd Einzug in Sagen, Gedichten und Liedern und galt sogar
als heilig.
Die aus Norwegen mitgebrachten Pferde entsprachen dem Typ des Germanenponys:
von kleinem Wuchs, aber voller Kraft und Ausdauer. Hinzu kamen Keltenponys,
welche die Wikinger an den Küsten der Britischen Inseln erbeuteten
und die leichter und feiner als die Germanenponys waren. Diese beiden
Ponytypen legten den Grundstock für die Zucht des Islandpferdes.
Schon früh machten sich die Bewohner Islands Gedanken über die Pferdezucht
und daher beschloss der isländische Rat, der Allþing, um das Jahr
1000 ein bis heute gültiges Gesetz, welches die Einfuhr von weiteren
Pferden auf die Insel verbietet und den Bestand vor Seuchen schützt.
Ob sich die Wikinger wohl daran hielten? Es gibt Zweifel an einer
1000jährigen Reinzucht des Islandpferdes; vermutlich gelangten trotzdem
einige Pferde mit einem Schuss Vollblut oder iberischem Einschlag
nach Island. Und manch edler Islandpferde-Kopf kann eine Ähnlichkeit
zu Pferden des südlichen Steppentyps nicht leugnen. Zusätzlich darf
seitdem kein Pferd zurück nach Island, welches das Land einmal verlassen
hat.
Doch weiter in der Geschichte der Islandpferde:
In den folgenden Jahrhunderten hatten die Pferde harte Proben zu
überstehen. Der Bestand an Pferden sank rapide als Hungersnöte,
Vulkanausbrüche (der größte im Jahre 1783), lange Winter, Regen
und Stürme ins Land hineinbrachen. Erst langsam stieg die Zahl der
Pferde wieder an.
Im Zeitalter der Industrialisierung wurde das Islandpferd fast zum
reinen Arbeitstier und im Jahre 1851 erfolgte der erste Großexport
der Pferde nach Schottland, wo sie aufgrund ihrer geringen Größe
und großen Kraft als Transportmittel in Kohlengruben eingesetzt
wurden.
Als in Island das Automobil Einzug hielt, wurde das Pferd vollends
von seinem Rang als Statussymbol verdrängt; lediglich in der Landwirtschaft
und besonders beim Schafabtrieb im Hochland war es weiterhin unentbehrlich.
Schließlich war die ganze Rasse 1940 in Gefahr, als der isländische
Staat die Pferdezucht aufgeben und alle Pferde schlachten lassen
wollte. Aber es gab noch immer Pferdefans, die dem entgegen standen
und sich für die Erhaltung des Islandpferdes einsetzten. So entwickelte
der isländische Pferdemann Gunnar Bjarnason 1950 die Idee eines
landesweiten Zucht- und Wettkamptreffens, um das Ansehen der Pferde
zu retten. Dieses so genannte Landsmót findet seitdem alle zwei
Jahre mit internationalem Publikum statt.
Gab es zuvor nur einige wenige Exporte nach Europa, gelangten die
ersten Islandpferde als Reitpferde um 1950 zurück auf den Kontinent.
Vor allem das Buch „Dick und Dalli und die Ponys“ aus der Feder
von Ursulas Bruns und der dazugehörige Film „Die Mädels vom Immenhof“
ließen die Popularität der Islandpferde in Deutschland schnell ansteigen,
bevor sich andere Länder ebenfalls mit dem „Islandpferde-Virus“
infizierten. Bald gründeten sich die ersten nationalen Vereine wie
in Deutschland 1968 die „Island-Pferde-Züchter und Besitzervereinigung“
(IPZV), deren Kürzel heute für „Islandpferde-Reiter- und Züchterverband“
steht. 1969 erfolgte der europäische Zusammenschluss mit der „Föderation
Europäischer Islandpferde-Freunde“ (FEIF).
Mit den Islandpferden begann gleichsam eine neue Einstellung zum
Pferd als Freizeitpartner; neue Reitweisen fanden Verbreitung und
neue Konzepte zur artgerechten Pferdehaltung setzten sich durch.
Heute haben Islandpferde Freunde in aller Welt gefunden und sind
vor allem heißgeliebte Familienpferde für Sport und Freizeit.



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