Isländische Staatsmeisterschaft der Pferdezucht und des SportreitensZwischen dem 28. Juni und dem 4. Juli wurde in Hella im Süden Islands die isländische Staatsmeisterschaft der Pferdezucht und des Sportreitens ausgetragen. Das erste Festival wurde vor 54 Jahren in Thingvellir veranstaltet, gefolgt von weiteren, die alle vier Jahre stattgefunden haben. Seit 1995 wird das Landsmót alle zwei Jahre veranstaltet. In Hella fand diese Meisterschaft zum dritten Mal statt (1986, 1994 und 2004). Für die Isländer hat das Landsmót einen hohen Stellenwert – es gilt als eines der meistbesuchtesten Sportereignisse im Land. Das Icelandair Pferdefestival ist weltweit auch die größte Pferdeveranstaltung für Islandpferde und stellt manchmal sogar Weltmeisterschaften im Reiten von Islandpferden, die alle zwei Jahre stattfinden (abwechselnd mit Landsmót), in den Schatten. Das Festival ist eine Gelegenheit zur Begegnung von Züchtern aus aller Welt, denn es werden die besten Sport- und Zuchtpferde aus Island vorgeführt. Auf dem Landsmót kann man die besten Reiter antreffen, es werden aber auch die erfolgreichsten Zuchtzentren vorgestellt. Alle, die die echten Islandpferde und wahres Reiten kennenlernen möchten, sollen sich das Landsmót nicht entgehen lassen.
Die Islandpferde sind ein Wahrzeichen Islands und sicherlich die besten Botschafter ihres Landes. Jeder, der Island besucht, trifft ganz bestimmt auf Pferde, da es sie zu Tausenden gibt (80.000). Und mit ihrem Aussehen, entzückendem Charakter und unermesslicher Neugier wachsen sie jedermann schnell ans Herz. Die Islandpferde sind die älteste, schon seit 1.000 Jahren in Zuchtbüchern geführte, Pferderasse. Das besondere Merkmal der Islandpferde ist ihre Fünfgängigkeit; und obwohl es in der Welt etwa 10 zahlreich vertretene mehrgängige Pferderassen gibt, (was auch bedeutet, dass sie von Natur aus neben den drei Grundgangarten – Schritt, Trab und Galopp – noch eine oder zwei Gangarten beherrschen), sind sich Experten einig, dass der Tölt der Islandpferde am elegantesten, geschmeidigsten und ungezwungensten ist. Die Islandpferde beherrschen neben den drei Grundgangarten auch den Tölt und Pass. Einige Islandpferde sind viergängig (Schritt, Trab, Tölt und Galopp), andere dagegen sind fünfgängig (laufen auch Pass). In der ganzen Welt gibt es etwa 160.000 Islandpferde. Länder, in denen sie gehalten werden, sind Mitglieder der FEIF (Internationale Föderation der Verbände für Islandpferde), die für die Einheitlichkeit und Einhaltung der Zucht- und Sportregeln, Ausbildung und Wettkämpfe sorgt. Zurzeit hat die FEIF 17 nationale Mitglieder.
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 | Blick hinter die Kulissen... |  |
Atmosphäre in HellaAnfangs war es düster und kalt. Es begann auch gerade so stark zu nieseln, dass man besonders auf die Kamera aufpassen musste, um sie nicht nass zu bekommen. Doch sobald man von der Menschenmenge und dem Treiben auf dem Feld am Fluss Ránga ergriffen wurde, gab es keine Zeit mehr zum Grübeln über das dröge Wetter. Der Schauplatz des Landsmóts war in Viertel aufgeteilt: Parkplätze, Platz für Zelte und Camper, Gehege für Pferde und Rennbahnen. Entlang der Rennbahnen wurde eine künstliche Aufschüttung errichtet, auf dem einige Tribünen aufgestellt wurden. Die meisten Zuschauer aber setzten sich ins Gras am Ufer. Auf dem Deich wurde eine Vielzahl von Zelten aufgestellt, in denen Stände mit Speisen und Getränken, Pferdeausrüstung, touristischem Angebot, Büchern und vieles mehr aufgestellt wurden. Rundum ein wahrer Marktplatz.
Die Wettkampfarena mit den Rennbahnen war ausgezeichnet vorbereitet. Obwohl alle Zuschauer ohne Mühe die Wettkämpfe von den Tribünen aus verfolgen konnten, haben die Veranstalter auch einen großen Bildschirm mit Direktübertragung der Ereignisse auf den Rennbahnen und der Siegerehrungen aufgestellt. Etwa 15.000 Menschen verfolgten die letzten zwei Tage das Landsmót. Die Isländer spornen sehr laut und temperamentvoll ihre Wettkämpfer an, was bei Pferderennen eigentlich sehr ungewöhnlich ist. Auch das Begleitprogramm des Festivals war hochinteressant im Zeichen verschiedener Musikgruppen und Festredner. Unter ihnen ist besonders der isländische Agrarminister Gudni Ágústsson zu erwähnen, der in seiner Ansprache betonte, dass das Landsmót ein Fest der Islandpferde sei, wobei man wirklich das Beste aus der Welt der Islandpferde sehen kann, die Veranstaltung selbst aber sei wegweisend bei neuen Trends in der Zucht und im Reitsport. Zum Schluss seiner Ansprache dankte Herr Ágústsson Frau Tone Kolnes, der Vorsitzenden der FEIF, für ihre besonderen Verdienste bei der Leitung der internationalen Organisation für Islandpferde und isländischen Reitsport. Begeistert reagierte das Publikum auf die Mitteilung, dass Sigurbjörn Barđason, Diddi, dem besten Reiter von Islandpferden aller Zeiten für seine besonderen Verdienste und alles, was er zugunsten der Popularisierung der Islandpferde getan hat, eine besondere staatliche Auszeichnung verliehen wird. Alle Zuschauer erhoben sich respektvoll, applaudierten, und riefen ihm zu, während Diddi einen Ehrenkreis im perfekten schnellen Tölt auf der edlen grauen Stute Ísidór frá Árgerđi machte, auf der seine Tochter Sara Sigurbjörnsdóttir in der Kinderkategorie den zweiten Platz belegte.
Während der Pausen konnte man mehreren bekannten Gesichtern aus der Welt der Islandpferde aus ganz Europa begegnen. Piet und Johannes Hoyos, die österreichischen Züchter, Wettkämpfer und internationalen Schiedsrichter sind regelmäßige Gäste der isländischen Staatsmeisterschaften. So wie die meisten, die zum Landsmót geschäftlich anreisen, begutachten sie Pferde, verfolgen neue Trends auf dem Gebiet der Zucht und des Pferdesports und treffen mit anderen Züchtern zusammen. Johanna Stabinger, eine erfolgreiche österreichische Wettkämpferin, ist diesmal gekommen, um ein neues Pferd zu finden. Einen neuen Hengst suchte der junge Rasmus Moller Jensen, einer der erfolgreichsten dänischen Reiter. Birga Wild, eine ausgezeichnete deutsche Reiterin und Trainerin, kam mit Herrn Bruno Podlech, Eigentümer der großen deutschen Pferdefarm Der Wiesenhof, um Freunde zu besuchen und um zu prüfen, was es Neues auf dem Gebiet der Islandpferde gibt.
Ein Spaziergang zwischen den Verkaufsständen war ein wahrer Augenschmaus: ein ausgezeichnetes Angebot verschiedenster Ausrüstung für Pferde und Reiter, Fachliteratur, Präsentation von Pferdehöfen mit Islandpferden und sonstigem Reitangebot. Das einzige, was die Freude trübte, waren die äußerst hoch angesetzen nordischen Preise.
Außerordentlich interessant war es auch, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen: zwischen die Zelte und Wohnwagen, Pferche und die vorbereiteten Rennbahnen. Zwischen den Zelten war es lebendig wie in einem Ameisenhaufen – vor allem Jugendliche genossen die entspannte Atmosphäre der Veranstaltung. Und natürlich die Gesellschaft großer Mengen von Alkohol. Dieser wird in Unmengen konsumiert!
Ich wollte mit einer Gruppe Jugendlicher, die am Rande eines Getränkelieferwagen saßen und sich mächtig amüsierten, in Kontakt treten. Sie erzählten mir, dass sie gern zum Landsmót kommen, weil sie die Auftritte der besten isländischen Reiter und Pferde wirklich schätzen, natürlich aber freuen sie sich vor allem auf die zahlreichen Partys und geselligen Abende. Sie mögen zwar zu viel Alkohol trinken – sie trinken bis sie umfallen – aber für manche junge Isländer ist das der Inbegriff einer guten Party. Es ist Tatsache, dass das Landsmót auch eine wichtige Unterhaltungsveranstaltung ist.
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 | Edle Pferde, wohin man schaut. |  |
Langsam ging ich den Hang hinunter zu den Rennbahnen und weiter unten haben die Veranstalter Pferche für Pferde, die gewartet haben, an die Reihe für die Wettkämpfe zu kommen sowie Zelte für die einzelnen Teams und Rennbahnen zum Aufwärmen vorbereitet. Die Wettkämpfer bereiteten sich schon eifrig auf ihren Auftritt vor. Sie bürsteten ihre Pferde, prüften ihre Ausrüstung, polierten ihre Stiefel, spazierten umher, rauchten, redeten mit sich selbst... in der Luft konnte man Ungeduld und Anspannung verspüren. Etwas an der Seite stand ganz ruhig der ausgezeichnete Reiter Thórdur Thorgeirsson. Das isländische Reitmagazin Eiđfaxi widmete ihm vor Kurzem einige Seiten und ließ seine Konkurrenten, Trainer und Schiedsrichter über ihn sprechen. Und sie erzählten, dass er äußert talentiert und eifrig bei der Arbeit sei sowie ein ausgesprochenes Gespür für Pferde hätte. Er soll einer der Besten sein. Ich sprach ihn in einem sehr ungünstigen Moment an, unmittelbar vor seinem Auftritt. Doch das störte ihn scheinbar nicht – er ließ sich und sein Pferd Kafteinn frá Kálfhóli fotografieren. Seine Disziplin war diesmal “fliegender Pass 100 m“ in dem er mit 7.91 Sekunden den vierten Platz belegte.
Die Sieger auf dem Landsmót nach Kategorie:- A Klasse Gaeđinga: Steingrímur Sigurđsson auf Geisli frá Saelukoti
- B Klasse Gaeđinga: Thorvaldur Árni Thorvaldsson auf Rökkvi frá Hárlaugsstöđum
- Tölt: Björn Jónsson auf Lydía frá Vatnsleysu
- Pass 150 m: Sigurbjörn Bárđarson auf Neisti frá Miđey (14,46 s)
- Pass 250 m: Sigurbjörn Bárđarson auf Óđinn frá Búđardal (22,20 s)
- Rennpass 100 m: Logi Laxdal auf Freykivindur frá Svignaskarđi (7,8 s)
- Junge Reiter (17 – 19 Jahre): Heiđrún Ósk Eymundsdóttir auf Gola frá Ysta-Gerđi
- Jugendkategorie (13 – 16 Jahre): Valdimar Bergstađ auf Kóflur frá Stangarholti
- Kinderkategorie (12 Jahre und jünger): Rakel Nathalia Kristinsdóttir auf Vígar frá Skarđi
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 | Links: Steingrímur Sigurđsson. / Rechts: Fliegender Pass! |  |
Über die Eindrücke zu den Wettkämpfen sprachen wir auch mit Sigurbjörn Bađarson: “Die Reitveranstaltung, wo 1.000 der besten isländischen Pferde vorgeführt werden und im sportlichen Teil, an dem fast 400 Reiter zum Start antreten, ist sicherlich ein außerordentliches Ereignis. Und es ist schön daran teilzunehmen. Meine liebste Kategorie ist ‚fliegender Pass 100 m’. Im schnellen Pass muss das Pferd alle seine Kraft, mit der es geboren und die mit dem Training noch gesteigert wurde, zum Einsatz bringen. Das ist die prestigeträchtigste Kategorie, in der nur wenige Pferde an den Start dürfen. Mit meinem Ódinn frá Búđardal waren wir in diesem Jahr zweite. Für den Sieg fehlten uns vielleicht nur ein oder zwei Atom/e Energie. Es ist ein Juwel in meiner Sammlung und wir werden auch weiterhin fliegen.”
Von der FEIF wurden auch zwei Sonderauszeichnungen verliehen:
- FEIF FEATHER PRIZE 2004. Dieser Preis geht jedes Jahr an den nach Meinung der Kommission “pferdefreundlichsten” Reiter, wobei für die Kategorie Bewertung, Alter oder Staatsangehörigkeit unwichtig sind; in diesem Jahr ging der Preis an Thorvaldur Árni Thorvaldsson.
- FEIF PERPETUAL BREEDING TROPHY AT LANDSMÓT PREIS, der ausschließlich auf dem Landsmót an das am besten bewertete Pferd verliehen wird – in diesem Jahr wurde mit diesem Preis der fünfjährigen Hengst Thóroddur frá Thóroddstörum (IS 1999188801) ausgezeichnet, der außerordentlich hohe Bewertungen erzielt hat und zwar 9,04 für Reiteigenschaften (die höchste Bewertung bisher), während seine Gesamtbewertung 8,74 ergab. Der Reiter des Pferdes ist Daníel Jónsson.
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 | Links: Landsmót-Schönheit. / Rechts: Schritt-Runde. |  |
Das isländische Landsmót Pferdefestival ist ein Ereignis, das nur schwer zu vergessen ist. Die Veranstalter haben sich die Mühe gemacht, eine wirklich vielseitige Veranstaltung auf höchstem Niveau zu organisieren. Das Landsmót ist ein Ort der Begegnung für Züchter von Islandpferden, professionellen Züchtern und Wettkämpfern, es bedeutet eine Woche von Fachdiskussionen und einen wahren Augenschmaus. Auf einem einzigen Ort so vielen edlen Pferden und ausgezeichneten Reitern zu begegnen, ist wirklich etwas Besonderes und sicherlich der Reise wert – auch für jene, die sich mit Islandpferden sonst nicht beschäftigen. Trotzdem führt die Vorführung der wunderschönen Pferde im tanzenden Tölt oder vornehmen fliegendem Pass zum regelrechten Staunen aller Anwesenden.
Text und Fotos: Agata Maček
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 | Links: Beste junge Reiterin. / Rechts:Schicker Tölter. |  |
Die Wettkämpfe und Vorführungen der Islandpferde erfolgen auf Grund der FEIF-Regeln nur im Rahmen von Wettkämpfen, die eigens für Islandpferde veranstaltet werden (one-breed). Der Schwerpunkt liegt dabei bei Tölt und Pass.
Tölt:bei dieser Gangart gleicht die Fußfolge dem Schritt, nur mit viel mehr Tempo und Brisanz. Es ist eine gelaufene Gangart. Der reine und einzig anerkannte Tölt folgt dem Viertakt. Die Geschwindigkeit beim Tölt reicht von sehr langsam bis äußerst schnell. Da das Pferd in keinem Moment seine unmittelbare Bodenstütze verliert, sitzt der Reiter im Sattel, ohne geschüttelt zu werden. Deswegen hat der Tölt einen so hohen praktischen Wert – er ist eine für den Reiter angenehm zu sitzende Gangart.
Fliegender Rennpass:bei dieser Gangart bewegt sich das Pferd von einem seitlichem Beinpaar auf das andere. Die Bezeichnung fliegend kommt davon, weil es dazwischen eine fliegende Phase gibt (das Pferd schwebt, hat keine Beinstütze). Der Pass wird gegen die Zeit (100 m, 150 m und 250 m) oder als Teil des Fünfgangs geritten. Der fliegende Pass ist die angesehenste Wettkampkategorie; in dieser Kategorie erreichen Pferde eine Geschwindigkeit von über 50 km/h.
Wettkampfkategorien auf dem Landsmót:- A Klasse Gaeđinga (fünfgängig: das Ziel dieses Wettkampf ist das beste fünfgängige Pferd zu finden)
- B Klasse Gaeđinga (viergängig: das Ziel dieses Wettkampf ist das beste viergängige Pferd zu finden)
- Tölt
- Pass 150 m
- Pass 250 m
- Rennpass 100 m
- Junge Reiter (17 – 19 Jahre)
- Jugendkategorie (13 – 16 Jahre)
- Kinderkategorie (12 Jahre und jünger)
Ausführliche Resultate vom Landsmót können von der offiziellen Internet-Seite abgerufen werden:
www.landsmot.isMehr über Islandpferde, ihre Zucht, Wettkämpfe und die internationale Organisation für Islandpferde FEIF finden Sie auf der offiziellen Internet-Seite der FEIF:
www.feif.org