Erinnern Sie sich noch an den Anfang unserer Serie? Dort war die Rede von Zielen, die man sich beim Reiten setzen, aber realistisch überdenken sollte. Danach hat Ihnen Maike Morbach viele Tipps zu Trainings-Grundlagen, zur Basisarbeit im Schritt, für das Gangtraining der Vier- sowie der Fünf- und Dreigänger gegeben. Und jetzt?
Nun kehren wir noch einmal zum Anfang zurück, denn jetzt stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Und die Antwort liegt bei Ihnen! Die Grundübungen können Sie immer wieder in Ihr Training einbauen, aber wenn Sie langfristig motiviert Ihr Pferd trainieren möchten, ist es sinnvoll, eine Zielvorstellung zu entwickeln:
- Dies könnte etwa die Teilnahme an Turnieren, an Distanz- oder Wanderriten, Gehorsamsprüfungen... sein.
- Oder Sie setzen sich Ziele „für sich“: Der erste Ausritt mit dem Jungpferd, das Erlernen des Tölts oder von Seitengängen, die Verbesserung des Sitzes....
Neben dem Ziel sollten Sie sich überlegen, was Sie für dieses Ziel verbessern oder verändern müssen und wie, Sie es erreichen können. Besonders, wenn Sie Wander- und Distanzritte, aber auch Turniere im Visier haben, sollten Sie auch sich selbst trainieren. Und jeder, der tagtäglich einen Bürojob ausübt, könnte auch an seiner eigenen „Gymnastizierung“ arbeiten, bevor es aufs Pferd geht.
Checkliste Zielvorstellung- Was ist meine persönliche Vorstellung vom Reiten? Was will ich gemeinsam mit meinem Pferd erreichen?
- Was steht dem entgegen? Ist mein Ziel realistisch?
- Was muss ich hierfür verändern/verbessern?
- Wie komme ich zum Ziel? Welche Übungen, welche Ausrüstung, welche Trainingsarten sollte ich hierfür anwenden?
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| Plan in der praktischen Umsetzung. | |
Mit einem Ziel vor Augen macht das Training mehr Spaß, man weiß, was man will und bewegt sein Pferd nicht „irgendwie“. Und auch vor einer Übungseinheit mit dem Pferd ist es sinnvoll, sich zu überlegen:
- Was will ich heute gemeinsam mit meinem Pferd erreichen?
- Welche Übungen sind dafür sinnvoll/erforderlich?
- Was mache ich, wenn mir etwas Unvorhersehbares dazwischen kommt (Wind, Reitplatz belegt, Pferd ist überdreht/lustlos)?
Damit sind wir bei der Idee eines
Trainingsplanes. Grundsätzlich ist ein Plan sehr sinnvoll, aber: Bleiben Sie flexibel! Erfahrungsgemäß sind streng ausgearbeitete Trainingspläne nicht einzuhalten: Wie oft kommt da nicht etwas dazwischen? Und dann entsteht Frust, weil man es am Mittwoch, dem „Dressurtag“, nicht geschafft hat zu reiten, am Donnerstag keine Lust hatte, zu longieren und es am Freitag, dem „Ausreittag“ wie aus Kübeln regnet. Praxisnaher ist es, sich eine Minimal- und eine Ideal-Vorgabe pro Woche zu machen:
- Wie häufig schaffen Sie es, auf jeden Fall Zeit fürs Pferd aufzubringen? (Minimal-Plan)
- Wie oft können Sie Ihr Pferd trainieren, wenn alles optimal läuft? (Maximal-Plan)
So gelangen Sie auch zu einem realistischen Bild, von dem, was Sie per Training überhaupt – schon rein zeitlich – erreichen können. Für die Minimal-Vorgabe ist es wichtig, dass diese Zeit wirklich und ohne Stress aufgebracht werden kann. Schätzen Sie Ihre Zeit (und Lust) ehrlich ein! Unter Umständen müssen Sie Ihr Ziel, etwa die Teilnahme an einem Wanderritt, weiter herausschieben, weil Sie weniger als gedacht, trainieren können. Es ist aber besser, dies von Anfang an zu wissen, als die mangelnde Fitness beim oder nach dem Ritt zu erfahren!
Wiederholungen von Übungen oder lockeres Training wie Freilaufen, Longieren, gemütliches Ausreiten oder Bodenarbeit können Sie vermutlich besser an normalen Arbeitstagen einplanen. Neues üben oder die Arbeit mit Jung- bzw. Problempferden sollte man sich möglichst an freien Tagen bzw. am Wochenende vornehmen.
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| Tagebuch in der praktischen Umsetzung. | |
Als Ergänzung zum Trainingsplan kann ein
Trainingstage-
buch hilfreich sein. Es stellt die Kontrolle des Trainings dar: Man behält Fort- und Rückschritte besser im Auge – besonders wenn man oder das Pferd etwas Neues lernt - und kann mit eventuellen Änderungen im Trainingsplan reagieren. In dieses Tagebuch können Sie schreiben:
- Was war heute das Ziel?
- Welche Übungen haben wir hierfür gemacht?
- Wie hat es geklappt? (eigene Bewertung: super, o.k., na ja, schlecht...)
- Wie sahen die äußeren Umstände aus? (Wetter, Temperatur, eigene körperliche/seelische Verfassung, ‚Laune’ des Pferdes?)
Legen Sie Ihr Trainingstagebuch am Besten so an, dass Sie jeweils eine ganze Woche im Blick haben: So fällt Ihnen zum Beispiel auf, dass „Stormur“ schon drei Tage stand und deshalb gebuckelt haben könnte oder Sie merken, dass „Blesa“ den vierten Tag in der Bahn läuft und daher so faul ist. Im Überblick über mehrere Wochen stellen Sie vielleicht auch fest, dass „Tandri“ immer dann wie wild rennt, wenn es sonnig und stürmisch ist. Sie gewöhnen sich an, Ihr Training zu reflektieren, Fehler zu vermeiden und nach Lösungen zu suchen.
Daneben gibt es
weitere Möglichkeiten der Kontrolle:
- Reitlehrer/Reitkurs
- Person/en am Bahnrand bzw. Mitreiter (können z.B. schauen, ob man gerade sitzt)
- Pferdewechsel (Habe ich nur ein Problem mit meinem Pferd oder auch andere Reiter?)
- Video-Aufnahmen oder Fotos
- Turniere (Noten/Punkte/Richterkommentar)
- Zeiten nehmen (z.B. beim Training für Distanzritte oder Passrennen)
- P(uls)A(tmung)T(emperatur)-Werte (bei allen Formen des Konditions-Trainings)
Also, probieren Sie unsere Vorschläge doch einmal aus! Und vergessen Sie nicht, immer mal wieder einfach nichts zu planen und nach Herzenslust etwas mit ihrem Pferd zu unternehmen. Schließlich sollen Pläne Pferd und Reiter nicht stressen, sondern eine wertvolle Orientierung bieten. Viel Spaß!