Große Woche in Baden-Baden: nervige Vollblüter, elegante Damen, große Hüte – und Islandpferde. Das gehört eigentlich nicht zusammen? Stimmt. Aber es ist eine gute Gelegenheit, unsere Rasse einmal einem etwas anderen Publikum vorzustellen.
Ein schönes Rahmenprogramm wünschte sich die Rennleitung der Iffezheimer Galopprennbahn. Der Wiesenhof wurde gefragt, ob sie nicht Lust hätten ihre Islandpferde in einem Schaubild vorzustellen. Sie hatten Lust.
Am Sonntag, dem Tag an dem auch das höchstdotierte Rennen Deutschlands, der große Preis von Baden, stattfand, reisten also nicht nur schnelle Vollblüter nach Iffezheim. Auch rund zwanzig Islandpferde mit ihren Reitern und Helfern fanden den Weg auf die Galopprennbahn.
Außer den Mitarbeitern des Wiesenhofs beteiligte sich auch der Jugendkader des LV Baden-Württemberg, Jens Füchtenschnieder mit seinem Weltrekord-Rennpaßer Keimur und Björn Reinert an dem Spektakel.
Schöne Pferde und gute Reiter wollte man mitnehmen. Weg von dem Pony-Image und hin zum ernst zunehmenden Reitpferd, mit dem man viel Spaß haben und trotzdem sportlich erfolgreich sein kann. Ich denke das ist gelungen. Das Publikum war mehrheitlich überrascht, wie schön unsere Pferde sind, mit wie viel Pep sie laufen können und wie professionell sie vorgestellt wurden.
Das Schauprogramm zeigte hauptsächlich die Besonderheiten des Islandpferdes: viel Mähne, viel Energie, viel Tölt und viel schnellen Paß. Jeweils fünf bis sechs Reiter demonstrierten Tölt in verschiedenen Tempi. Dann kamen die T2-Pferde, alle mit weißen, deutlich durchhängenden Zügeln. Dem Publikum war deutlich anzumerken dass dieses Bild beeindruckte: ein in freier Haltung laufendes Pferd, dass Takt und Tempo scheinbar mühelos hält und sich mit viel Ausdruck präsentiert. Gerade Pferde wie der frisch gebackene Mitteleuropäische Meister Hördur vom Wiesenhof, Geysir vom Wiesenhof und die vielen Deutschen Jugendmeister trugen viel zu dem schönen Eindruck bei.
Dass Islandpferde auch über gute Grundgangarten verfügen können, zeigten sechs Reiter in Trab und Galopp. Der WM-Bronzemedaillegewinner Hákon vom Wiesenhof, der sich trotz des schweren Bodens sehr elegant präsentierte, sorgte für überraschte Ausrufe seitens der Zuschauer. Scheinbar hatten nicht alle der eleganten Damen und Herren das von den „trippelnden“ Islandpferden erwartet.
Auf einer Galopprennbahn reizt das Paß Reiten natürlich besonders. Die Reiter waren entsprechend gespannt auf das Gefühl, es auf einer Grasbahn mal richtig krachen zu lassen. Zum Auftakt der Paß-Demonstration lieferte sich Jens Füchtenschnieder ein Rennen der etwas anderen Art. Um die Geschwindigkeit von Rennpaß für das Publikum transparenter zu machen, versuchte ein weiteres Paar Jens mit seinem Ausnahmepferd Keimur einzuholen – im Galopp. Obwohl man deutlich erkennen konnte, dass Gnyfari vom Wiesenhof schnell unterwegs war, hatte er gegen den Weltrekordhalter Keimur keine Chance. Souverän und in sicherem, schnellem Paß entschied er dieses „Rennen“ für sich.
Die Zuschauer honorierten diese Leistung mit lautstarkem Applaus. Ab diesem Zeitpunkt hatten die Islandpferde ihr Publikum „in der Tasche“. Jeder weitere schnelle Lauf, zum Beispiel von Sabine Eder mit Hrafnsspor frá Bjargshóli, wurde bejubelt. Auch das Abschlussbild der 25 Reiter mit ihren Fahnen sorgte für Beifall.
Die Leitung der Iffezheimer Bahn war beeindruckt von den schönen Pferden und der Leistung der Reiter, die Zuschauer auch. Manch einer revidierte sein Bild vom zotteligen Kinderpony Islandpferd. Den Reitern und Helfern hat dieser Event ebenfalls viel Spaß gemacht. Und man hört der Prinz von Baden möchte jetzt unbedingt einmal Tölt reiten...
An dieser Stelle sei den vielen Reitern des Jugendkaders Baden-Württemberg und deren Sponsoren, dem Wiesenhof-Team, Jens Füchtenschnieder und Björn Reinert für ihr Engagement und ihre Begeisterung gedankt. Sie haben wesentlich zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen und in vielen Köpfen das Bild unserer Pferde zum Positiven verändert