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Monty Roberts in der Halle Münsterland
[23.04.2002 • Autor: Maike Morbach]


Zwischen bockenden Friesen und keilenden Schecken

Endlich, am 21.04.02 war es soweit, der Pferdeflüsterer kam in die Halle Münsterland in Münster Westf.
Zugegeben, die Platzkarten waren nicht gerade preiswert, doch was zahlt man nicht alles, um einmal den Meister in der Pferdekommunikation live zu erleben!

Mit einer gesunden Portion Skepsis begab ich mich dann in die ausverkaufte Halle. Pünktlich um 20 Uhr betrat dann der sichtlich gut gelaunte Monty Roberts den mit Spänen ausgekleideten Round Pen. Nach kurzer Begrüßung und Einführung wurde auch schon der erste der vier Kandidaten in den Ring geführt.

Ein braunes, dreijähriges, rohes Warmblut sollte innerhalb von 30 min. an den Reiter gewöhnt werden. Monty begann sofort mit seiner Basisarbeit, dem Join Up, die er laufend kommentierte. Nun wurde dem Pferd erst einmal die Möglichkeit gegeben, seinem Instinkt zu folgen und vor dem Menschen zu fliehen. Wie von Monty voraus gesagt, fing die Stute nach ca. 500 Metern freiem Rennen auf beiden Händen an, das Tempo zu verlangsamen. Das Pferd wurde die ganze Zeit über immer durch eine locker an seinen Körper geworfene Leine und eine nach oben gestreckte, offenen Hand getrieben um so langsam die Aufmerksamkeit auf den Menschen in der Mitte zu lenken. Diese Arbeit neigte sich erst dem Ende entgegen, als das Pferd einen der vier Join Up Punkte zeigte. Es begann den Menschen mit seinem inneren Ohr zu "beobachten". Es löste sich immer mehr von der Umrandung und trabte kleinere Zirkel, senkte den Kopf, begann zu kauen und mit der Zunge zu schlecken.

Dies sind für Monty die Zeichen, dass sein Join Up erfolgreich war. Er senkte seinen Blick, hielt seine Hand geschlossen vor den Bauch, trat leicht vor das Pferd, welches sofort auf ihn zukam und kauend vorm ihm anhielt. Er lobte die Stute für ihre Aufmerksamkeit und ihr Vertrauen in der er zu ihr sprach und sie immer wieder zwischen den Augen streichelte. Er hakte nun eine Longe in sein Join Up Halfter, welches zwei Nasenriemen hat und ähnlich wie eine Führkette funktioniert. Als nächstes mußte die Stute lernen dem Menschen durch zupfen am Halfter rückwärts auszuweichen und danach ihm zu folgen. Nach nicht einmal fünf Minuten lief sie wie ein Hund hinter ihm her und ließt sich überall berühren. Sie vertraute Monty nun soweit, dass auch Sattel und Trense nach drei Bocksprüngen kein Problem mehr war. Nun kam das Spannenste, würde sie den Reiter auch so tolerieren? Sie tat es! Nun wurde das Pferd noch eine Runde im Schritt geführt, dann hatte die Dame ihren ersten Arbeitstag mit Bravour gemeistert!

Das nächste Pferd, ein hübscher Fuchsschecke schlägt angeblich nach dem Schmied und läßt sich nicht an den Ohren berühren. Der berühmte Vorführeffekt durfte natürlich nicht fehlen. Nepumuk zeigte in den ersten fünf Minuten keine Spur von seinen Marotten, super, die bloße Anwesenheit des "Flüsterers" schien zu reichen, doch nein, Mucki, wie ihn Monty nannte, erinnerte sich wieder. Als erstes wurde er im Join Up gearbeitet, dann im Rückwärtsrichten. Danach wurde der Schecke mit einem selbst gebauten Arm abgestrichen um ihm das Schlagen abzugewöhnen. Sobald er still stand, entfernte sich Monty wieder von dem Pferd, um es zu belohnen und wechselte die Seite. Schon bald konnte Mucki alle vier Hufe problemlos aufgenommen werden. An seinem Ohrenproblem wurde mit einem Föhn gearbeitet, um eine Schermaschine am Ohr zu simulieren. Nach 10 Minuten stand auch hier das Pferd frei im Round Pen und ließ sich überall berühren.

Nach einer Pause ging es dann weiter mit Nawacho, einem Friesen, der erfolgreich bisher jeden Bereiter nach fünf Minuten losgeworden war.
Basis: Join Up, dann rückwärtsrichten, Follow Up. Jetzt wurde es mal wieder spannend, satteln war angesagt. Den Reiter simulierte erst einmal eine Strohpuppe, um dem bildschönen Tier die Angst vor der menschlichen Gestalt zu nehmen, mit Erfolg! Nach 25 Minuten saß Monty´s Helfer auf dem Buckler und auch länger als fünf Minuten!

Jetzt kam das für mich beeindruckenste. Ein riesiger Zweibrücker Rappschimmel mit Verladeproblemen. Das Verladeprogramm seiner Besitzerin: Futter, 4 Helfer, Stricke, ein Zweitpferd auf dem Hänger, ca. zwei Stunden Zeit und Glück, ob er auf den Hänger geht. Monty wirkte fast winzig neben diesem Riesen im Join Up, besonders, da der Wallach es nicht für nötig hielt, freiwillig rückwärts zu gehen. Genau darin lag das Problem. Nach 15 Minuten Arbeit wurde ein Hänger in die Halle gefahren und oh Wunder, keine Probleme beim Verladen! Auch beim zwanzigsten mal rauf und runter und auch bei der überglücklichen Besitzerin, keinerlei Probleme! Mit diesem Bild verabschiedete sich der Pferdeflüsterer.


Fazit aus dieser Veranstaltung:
Viel Show, viel Kommerz und hohe Preise - aber interessant. Ein wirklich guter Pferdekenner. Eine schöne "gewaltfreie" Pferdearbeit, aber seien wir mal ehrlich - auch ein Guru kocht nur mit Wasser!








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