Für den 26. September 2003 um 18:00h hatte der Landesverband Weser-Ems zur Züchterversammlung geladen. 30 Züchter/innen und Zuchtinteressierte folgten der Einladung und trafen sich im Heimathaus in Meppen-Versen, um gemeinsam mit zwei Fachleuten über die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Islandpferdezucht zu diskutieren.
Nach der Begrüßung durch Karl Poprawa wurden die beiden Fachleute kurz vorgestellt. Als langjähriger und international erfahrener Reiter/Züchter und Mitglied diverser Arbeitsgruppen im Bereich Zucht wurde Andreas Trappe geladen. Für den Themenkomplex World fengur / IPZV-Zuchtdatenbank referierte Lutz Lesener. Die Gastrednerin Barbara Frische, in ihrer Funktion als IPZV-Materialrichterin mit internationaler FIZO-Lizenz geladen, konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht teilnehmen.
Im Folgenden führte Herr Günther Sauer als Moderator mit diesen Themenschwerpunkten durch den Abend:
1. Warum will ich züchten, was und wie will ich züchten?
Als Einstieg in das Thema Zucht wurde kurz über die grundsätzliche Motivation, Islandpferde zu züchten gesprochen: Zucht als Hobby oder als Existenzgrundlage? Wie sieht mein persönliches Zuchtziel aus? Alle weiteren Entscheidungen sollten sich dieser Grundsatzentscheidung unterordnen.
2. Für welchen Markt will ich züchten?
Es wurden Überlegungen zum Thema: „Was ist mein Kundenkreis?“ angestellt: Laut FN beherrscht der Freizeitpferdemarkt mit 80%-Anteil am Gesamtvolumen deutlich den Markt. Die Pferde sollten hinsichtlich ihrer Gangverteilung, ihrem Charakter und Temperament entsprechend unterteilt werden. Alternativ dazu ist das gezielte Züchten für den Sportpferdemarkt natürlich ebenso möglich. Als Fazit wurde festgestellt, dass für jeden dieser Märkte eine entsprechende Bewertungs-/Entscheidungsgrundlage (IPO, nationale oder internationale FIZO) benötigt wird.
3. Vorstellung der erweiterten IPZV-Zuchtdatenbank / World fengur:
Als Grundlage für die persönliche Zuchtentscheidung benötigt jeder Züchter Datenmaterial, welches er aktuell aus den beiden Informationssystemen IPZV-Zuchtdatenbank bzw. World fengur im Internet beziehen kann. Die bisher jährlich veröffentlichten Jahrbücher Zucht werden nicht mehr produziert. Lutz Lesener stellte im Folgenden das IPZV-System anhand von einigen Screenshots vor und verwies auf die neuen Möglichkeiten, neben der Eigenleistungsansicht eines Pferdes auch die entsprechenden querverbundenen Daten (Väter, Nachkommen) einzusehen. Auf eine Vorstellung des Systems World fengur wurde verzichtet. Auf Grund der bestehenden finanziellen Einstiegshürde in das System World fengur, blieben die Nutzerzahlen bisher laut Island weit hinter den Erwartungen zurück. Die bisherige Lösung des IPZV ist kostenlos im Internet einzusehen, beinhaltet aber momentan nur alle nach IPO geprüften Pferde ab dem Jahr 2000.
Es wurde angeregt darüber diskutiert, was mit älteren nur in Papierform vorliegenden Zuchtergebnissen geschehen soll und wie eine Vergleichbarkeit der Leistungen im Rahmen der Aufnahme von internationalen/nationalen FIZO-Ergebnissen gewährleistet werden kann.
4. Zuchtverbandsordnung:
Die FN hat bereits 1999 veranlasst, dass für jede Pferderasse in Deutschland eine ZVO (Zuchtverbandsordnung) erstellt werden muss. Der Inhalt des bisherigen Entwurfs der ZVO wurde kurz vorgestellt, sowie die Zusammensetzung, Aufgaben der selbigen erläutert. Der bereits im Jahre 2002/2003 eingereichte Entwurf wurde auf der FN-Tagung am 7. Mai 2003 überraschender Weise abgelehnt und musste somit nachmals überarbeitet werden. Die entgültige Abstimmung über den erweiterten Entwurf wird am 12. November 2003 stattfinden. Das vorgelegte Konzept wurde insbesondere beim Thema Klassifizierungsmöglichkeiten eines Pferdes heftig diskutiert (Aufnahme eines Pferdes in das Hengstbuch I/II bzw. Wegfall des Prämienbuches bei den Stuten). Die überwiegende Mehrzahl der Anwesenden fand sich angesichts des doch bereits jahrelang andauernden Verfahrens nicht gut informiert.
5. Offene Diskussion über Leistungsprüfungen nach FIZO bzw. IPO:
Wohlweislich als letzten Punkt des Abends wählte Günther Sauer das brandaktuelle Thema über die Weiterentwicklung der bestehenden Zuchtprüfungen und Festlegung auf einen neuen/alten Standard. Es wurde über die Vor- und Nachteile der Systeme IPO, nationale FIZO bzw. internationale FIZO gesprochen und ein erstes Resümee nach einem Jahr FIZO getroffen: Von den im Jahr 2003 geritten vorgestellten Pferden wurden ca. 190 nach FIZO und ca. 170 nach IPO bewertet (Quelle: Das Islandpferd Nr. 95). Desweiteren wurde die Notwendigkeit der internationalen Vergleichbarkeit der Ergebnisse und die Sonderrolle Deutschlands betrachtet.
Abschließend bleibt positiv zu erwähnen, dass die geführten Gespräche sehr lebhaft waren und viele Anwesende ihren Standpunkt zu den diversen Thematiken klar darstellten.