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Erlebnisse mit einem "Oldie-Wallach-Fuchs-Duo"
[02.10.2003 • Autor: Familie Spieler]


Ich möchte hier ein Oldie-Wallach-Fuchs-Duo vorstellen. Die beiden Herren kamen vor ein paar Jahren, als sie schon älter waren, gemeinsam als Pärchen zu uns. Über ihre Vergangenheit wissen wir recht wenig, doch sie haben sich heute sehr gut bei uns eingelebt und einen festen Platz gefunden. Wenn jemand diese Pferde von früher kennt, würde ich mich freuen, etwas Neues über sie zu erfahren. So kann ich erst mal nur meine eigenen Erfahrungen mit diesen älteren Herren darstellen:

"Sindri frá Bakkakoti".

Sindri frá Bakkakoti

Als Sindri vor ein paar Jahren zu uns kam, ging er schon auf die 20 zu. Er mag damals ca. 18 Jahre alt gewesen sein. Sindri ist ein "echter" Isländer. Er ist 1981 in Island geboren auf dem Hof Bakkakot. Sein Vater ist Rauður frá Bakkakoti, der von Bylur frá Kolkuósi IS 892 und Glóa frá Bakkakoti abstammt. Seine Mutter heißt Stjarna frá Bakkakoti, die wiederum auf  Jónatan frá Lágafelli IS 767 und Tobra frá Lágafelli zurückgeht.

An seinen schlitzmarkierten Ohren kann man erkennen, dass er noch nach dem alten Ohrmarken-System auf Island gekennzeichnet worden ist. Diese Kennzeichen weisen ihn noch heute deutlich als ein Tier von Bakkakot aus.

"Sindri" beim Dösen im Paddock.
Was er in seinem vergangenen Leben alles erlebt hat, ist uns wenig bekannt. Er muss jedoch schon einiges erlebt haben. An beiden Hinterbeinen befinden sich riesige Narben. Er muss hier früher einmal sehr schwere Verletzungen gehabt haben. Wir wissen jedoch nichts weiter darüber. Auch die Reiter haben Spuren hinterlassen. So hat es Sindri gänzlich verlernt, zu traben. Auch dem Tölt war er nicht mehr zugetan und schuckelte lieber im gemütlichen Schweinepass dahin. Wir haben einmal versucht, ihn wieder an den taktklaren Tölt heranzuführen. Einfach war es nicht, doch als er dann töltete, war dies sogar recht schick und mit schönen Bewegungen. Seine Haltung ist von Natur aus schon gut. So kann man sagen, dass er sicher ein schicker Viergänger oder gar Fünfgänger gewesen sein muss.

Zu uns gekommen ist er mit seinem Kumpel Röðull frá Guðlaugsvík von München aus. Ein unzertrennlich erscheinendes Paar. Nun leben beide bei uns in Norddeutschland. Sindri, der größere der beiden, ist ein schlanker Bursche. Er kann fressen so viel er will, wird jedoch niemals wirklich dick. Er bewegt sich ein wenig steif und hat aufgrund des Alters einen Senkrücken bekommen. Ein wenig zu schaffen macht ihm das Ekzem im Sommer und die Fliegen, die seine Augen leicht dick werden lassen.

"Sindri" und sein junger Hengst-Kumpel.

Sindri wird bis heute noch leicht geritten. Er ist ein gutmütiger, lieber Kerl, der zusammen mit einem Pferdekumpel dann Ausritte in die nähere Umgebung unternimmt. Er ist bisher noch fit und munter und bringt beim gemütlichen durch die Gegend ‚Dackeln’ seinen Reitern noch viel Freunde. Sindri ist ein unkompliziertes, freundliches Pferd, das gerne mitarbeitet. Er passt sich scheinbar überall schnell an. Mittlerweile hat er einen neuen Kumpel, einen jüngeren Islandhengst, mit dem er zusammen lebt. Da Sindri sich in der Herde schnell anschließt und keine leitende Stellung in der Gruppe beansprucht, ergänzt er sich wunderbar mit dem dominanten Kumpel. Er meidet jegliche Auseinandersetzungen mit anderen Pferden. Er freut sich, wenn er seine Ruhe hat und zieht sich auch gerne mal zurück. Vor allem im Sommer macht er sich im Unterstand durchsichtig.......


"Röðull" alias "Rödel".
Röðull frá Guðlaugsvík

Röðull ist in diesem Jahr runde 20 Jahre geworden. Unter den Oldies vielleicht noch ein Youngster. Röðull ist die kleinere Hälfte der beiden Wallache. Auch er ist ein Importpferd und wurde 1983 auf Island geboren. Sein Vater ist Roði frá Guðlaugsvík, der von Glæsir frá Sauðárkróki IS 656 und Hrund frá Guðlaugsvík abstammt. Seine Mutter, die Stute Prúð frá Guðlaugsvík, ist eine Tochter von Vinur frá Kirkjubæ und Von frá Guðlaugsvík.

Als wir Röðull zum ersten Mal sahen, stellte man ihn uns namentlich als "Rödel" vor. Wie heißt der? "Rödel"? Was für ein Name! Natürlich vom Ergeiz getrieben, meinte man erst, man könnte seinen echten Namen doch aussprechen lernen, um keinen "Rödel" zu haben. Doch bitte welche deutsche Zunge bekommt den Namen (gesprochen wie) "Röthüdl" heraus? Oder wie man ihn auch immer wirklich aussprechen mag. Bei uns wurde dann doch recht schnell auch nur "Gerödelt"....... So sind wir auf der Hitliste der dämlichsten Pferdenamen mit "Rödel" doch ganz oben mit dabei.....

Als Röðull zu uns kam, war er ein kleines Etwas, wie ein Fellknäuel, das uns freundlich blubbernd begrüßte; was jedoch, wenn es auf der Weide war, erst mal lieber auf Distanz ging und wie beim Longieren in großen Kreisen um die ihm unbekannten, neuen Menschen herumlief. Doch wie kommt man so an das Pferd? Wir mussten schnell feststellen, dass Röðull ein recht gewitzter Bursche war, der viel mehr einem Schlitzohr glich als sein Pferdefreund Sindri, der wirklich geschlitzte Ohren hatte. Ihm würden sie sicher besser stehen.

"Röðull" lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen.

Auch an Röðull  waren die Jahre nicht ohne Zeichen vorbei gegangen. Er war gesundheitlich recht angegriffen und galt, als er zu uns kam, als unreitbar, da dämpfig. Die Vorbesitzer berichteten, dass er schwere Anfälle hatte und ohne Medikamente und Spritzen die letzte Zeit nicht mehr ausgekommen war. Ein großer Teil war höchstwahrscheinlich verursacht durch die Haltungsbedingungen. Denn heute geht er frei von Medikamenten über die Weide. Die Erkrankung ist besser geworden und zum Stillstand gekommen. Von Anfällen keine Spur. Auch leicht reiten könnte man ihn wieder. Sicher wird er damit kein Derby gewinnen, doch für einem kleinen Ausritt reicht es. Doch richtig ausgiebig trainiert worden, ist er nicht mehr, da wir ihn aufgrund seiner Lungenerkrankung geschont haben. Er ist ja doch kurzatmiger, als gesunde Pferde es wären. Er steht hauptsächlich auf der Weide und lässt sich die Sonne auf den Bauch brennen.

Röðull ist am Besten als Schlitzohr, frech und ein wenig eigenbrötlerisch, zu beschreiben. Er geht gern mal seine eigenen Wege, auch wenn diese ganz anders verlaufen, als die Wege der anderen Pferde. Oft muss man ihn noch gaaanz hinten von der Weide fischen, während die anderen Pferde schon von alleine nach vorne gekommen sind. Auch versuchte er einmal, als er noch ganz neu bei uns war, durch einen winzigen vertikalen Spalt im Zaun zu springen. Er nahm Anlauf im Galopp, blieb aber in der Luft hängen und prellte wie ein Gummiball zurück. Die Lücke zu klein, das Pferd zu breit. Röðull verdutzt. Wir als neue Besitzer unter Schock stehend..... Hat er sich weh getan? Meist geht er bei seinen Aktionen aber ganz leise, geradezu schleichend und ein wenig scheu vor. Er macht aber nichts Schlimmes, z.B. offenes Tor durchschleichen, wenn man grad nicht hinschaut..... Schwup und wech......

Röðull ist in der Herde ein recht dominantes Tier. Er hätte frech, wenn es nach ihm gegangen wäre, gleich den obersten Führungsposten in unserer Herde beanspucht. Wir hatten damals nicht geglaubt, dass dies recht kleine, eher kränkliche Fellknäuel sich so schnell und blitzartig rückwärts schießend bewegen kann. In der Herde war auf diese Technik keiner gefasst und so flogen unsere Pferde alle erst mal davon. Etwas nörgelig hat er sich heute hinter dem ranghöchsten Wallach und seiner Leitstute auf Platz drei in der Herde eingefunden. Chef geworden, ist er nicht. Obwohl er sich unserem Chef-Wallach und seiner Stute, vor allem der Stute, nur mit Zähneknirschen unterordnet. Doch es nützt ihm nichts.

"Röðulls" Nase.
Was ich nie vergessen werde, sind die Kommentare von Fußgängern, die damit unseren Röðull betitelten, wenn man ihnen auf Ausritten oder Spaziergängen begegnete. War ich mit anderen Pferden unterwegs, hieß es meist "Ohhhh, wie niedlich!" Bei Röðull hörte ich plötzlich öfters "Ohhhh, wie haarig!". Ein wenig seltsam, aber dennoch mal was anderes........ Da er ein sehr langes Winterfell und eine lange Mähne mit einem sehr dicken Schweif hat,  war dies nicht wirklich falsch beobachtet. *Smile* Ein echtes "Rödeltier" eben......








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