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Das Traumpferd
im Hinterkopf - Ziele und Kriterien bei der Islandpferdezucht


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Schon die Sagas liefern
uns erste Quellen über die Pferdezucht auf Island und beschreiben,
wie die Bauern ihre Zuchtpferde nach Farbe und Qualität auswählten.
Doch weit mehr als jeder Mensch wirkte die Auslese der Natur
auf das Islandpferd ein und schuf in 1000 Jahren ein perfekt
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Lebensbedingungen der Insel angepasstes Pferd.
Im Laufe der Zeit beeinflusste der Mensch Aussehen, Charakter und
Gänge des Islandpferdes immer mehr: Gute Eigenschaften sollten bewahrt,
störende durch gezielte Auswahl der Stuten und Hengste ausgeglichen
werden. Aus Bauern wurden Züchter; jeder mit einem eigenen Bild
von seinem „Gæðingar“ (isl. = Traumpferd) im Kopf. Zudem brauchten
die Menschen für die verschiedenen Verwendungszwecke des Islandpferdes
als Reit-, Arbeits- und Schlachtpferd spezielle Typen, die es zu
züchten galt.
Und zusätzlich ließen Klima und Lage der jeweiligen Zuchtgebiete
auf Island verschiedene Zuchtlinien entstehen: Im berühmten Zuchtgebiet
„Skagafjörður“ im eher milden Norden der Insel haben zum Beispiel
die Pferde des „Svaðastaðir-Stammes“ ihren Ursprung. Diese Pferde
sind recht klein und von elegantem Bau bei feurigem Temperament
und freundlichem Wesen. Zum „Svaðastadir“-Stamm zählen unter Islandpferdezüchtern
bekannte Linien wie „Sauðárkrókur“, „Kirkjubær“ oder „Kolkuós“.
Dagegen prägte die raue Gegend um den Gletscher Vatnajökull im Südosten
Islands die dortigen „Hornafjörður“-Pferde, die groß, stabil gebaut,
sehr ausdauernd und stark sind.
Heute gibt es weltweit anerkannte Richtlinien wie das ideale Islandpferd
aussehen und unter dem Sattel laufen soll. In Deutschland ist das
Zuchtziel in der „Islandpferde Prüfungsordnung“ (IPO) beispielsweise
so definiert: „Das Islandpferd ist ein leistungsbereites Reitpferd
für Freizeit- und Sportzwecke. Es ist robust zu halten und von unkompliziertem
Wesen. Neben den Grundgangarten beherrscht das Islandpferd zumindest
die Gangart Tölt und, abhängig von seiner Veranlagung, auch den
Rennpaß. Alle Farben und Abzeichen außer Tigerschecken kommen vor.“
Auf so genannten Materialprüfungen können Züchter ihre Islandpferde
vom Fohlen übers Jungpferd bis hin zum gerittenen Pferd vorstellen.
Nach festgelegten Kriterien werden hier Noten von 5 bis 10 für das
Gebäude, die Gänge, den Charakter, das Temperament und bei den Reitpferden
auch für die Form unter dem Reiter und die Leichtrittigkeit vergeben.
Die besten Zuchtpferde des Landes werden auf Island alle zwei Jahre
auf dem großen Landestreffen, dem „Landsmót“, gekürt. In Deutschland
findet ebenfalls im Abstand von zwei Jahren das „Deutsche Zuchtchampionant“
(DIZ) statt, auf dem die Favoriten für die Weltmeisterschaft ausgewählt
und verdiente Zuchtpferde geehrt werden.



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